Die Zahl neben Deinem Namen – Wie viel bist du wert?

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Wir stehen auf Rolltreppen oder laufen die Straßen entlang. Den Blick starr auf unsere weissagenden kleinen Götter gerichtet. Auf unserer Stirn – eine Zahl. Eine Zahl, die bestimmt, welchen Wert Du hast. Eine Zahl, die mehr zu sagen haben scheint als das, was Dich eigentlich ausmacht. Du. Dich. Selbst.

MenschenTV par excellence.

Wenn ich am Bahnhof in Köln sitze und auf meinen Zug warte, lasse ich gerne den Blick durch die Menschenmengen streifen. Ich betreibe quasi MTV – Menschentv. Alle Blicke sind nur noch aufs Display gerichtet. Ganz gleich, welches Alter oder welche Position jemand hat – die Interkation findet beinahe ausschließlich über die digitale Welt statt. Verrückte Grimassen und komische Sprachmemos deuten auf einen intensiven Gebrauch von Snapchat oder Instastories hin und die zig Selfieposings bestätigen die digitalen Wege, die jeder einzelne beschreitet.

Instagram – Fluch oder Segen?

Instagram. Tja, das ist so eine Sache mit mir und Instagram. Habe ich den Hype vor Jahren überhaupt nicht verstanden, ja gar die App nicht so recht begriffen, freundete ich mich nach und nach immer mehr mit ihr an. Schnappschüsse ohne viel Text und aus dem Leben gegriffen zu posten, war eine schöne Ergänzung zum Blog. Man konnte die Leute direkt am Leben teilhaben lassen ohne dafür einen umfangreichen Blogpost schreiben zu müssen. Doch dann, erst ganz langsam und plötzlich mit einem riesigen Knall änderte sich alles. Instagram war DAS Thema und DIE Plattform, auf der es nun nicht mehr nur um Schnappschüsse und die Nähe zum Leser oder zu den Freunden ging.

Instagram macht das Bloggen kaputt.

Instagram änderte sich von einer Sekunde auf die andere zu dem Marketingportal schlechthin. Das brauche ich niemandem mehr erzählen, denn das weiß sowohl jeder Blogger als auch Leser. Wer erfolgreich sein will, der muss hart durchgestylte Bilder, gestellte Posen und den 7. Filter über das Bild legen. Das große Geld verdient der Influencer – bah, wie ich das Wort hasse -, der viel Reichweite vorweisen kann und… Ne, eigentlich nichts und, sondern Punkt. Denn das ist es, was mich so überdrüssig werden lässt. Und das macht das Bloggen kaputt. Content scheint wertlos, große Zahlen hingegen wertvoll zu sein, scheinbar unwichtig, wie diese erreicht wurden.

Sei kein Goldfisch, der einen Baum erklimmen will.

Das ganze Geheische um neue Follower, der Druck, Zahl x zu erreichen, um Kooperationen für den Blog oder doch zumindest nicht die kalte Schulter auf Events gezeigt zu bekommen. Haste nix, biste nix. Es nervt. Es nervt tierisch und macht alles kaputt. Vor allem macht es das Blogger-Dasein kaputt. Jedenfalls für mein Gefühl. Ich bewundere jeden, der es auf Instagram schafft und vor allem gönne ich es jedem. Für mich ist Instagram allerdings ‘nur’ eine schöne Unterstützung für den Blog, doch bin und bleibe ich Verfasserin von Blogposts und keine Influencerin in einem Sozialen Medium. Ich habe lange versucht, wirklich lange und intensiv versucht, bei der ganzen Chose mitzuhalten, meine Reichweite zu erhöhen und Follower und Likes zu fangen als wären es bunte Kamelle im Karneval. Doch, was hat es mir gebracht? Nur mäßigen Erfolg und dafür eine Unlust, eine riesige Unlust sogar, die sich in einem tiefen Blogfrust verwandelte und dazu führte, dass ich so gar keinen Bock mehr aufs Bloggen hatte (habe). Sicherlich, das ganze Jammern hilft nichts, aber los werden muss man es dennoch hin und wieder. Ich bin eben kein Influencer, der von der Masse gefeiert wird und das gewisse Etwas mit sich bringt, das alle anderen oder doch zumindest 100k so verehren und deshalb versuche ich es auch nicht mehr. Ich lasse es sein als Goldfisch den Baum hochklettern zu wollen, denn es wird nicht passieren. Das einzige, was eintreffen wird, ist Frust und den kann ich absolut nicht gebrauchen. Ich weiß schon, warum ich nach meinem Studium am liebsten in meiner Kammer sitzen und mich ausschließlich mit den Reliquien beschäftigen würde ^^.

Tod dem Instagram – Es lebe Instagram.

Ich hoffe ja inständig, dass es in naher Zukunft geschehen wird und die Menschen Instagram wieder als alleinige Plattform ansehen und nicht mit Blogs verknüpfen, jedenfalls nicht derart eng. Ich hoffe darauf, dass Instagram als das wieder angesehen wird, was es ist – eine eigenständige Plattform, die nicht das Eichmaß aller Dinge ist und an der nicht gemessen werden sollte und auch nicht gemessen werden kann, wie wertvoll die Arbeit des Einzelnen und wie wertvoll der Einzelne ist.

Was meint ihr zu dem Thema?

3 Comments

  • Hallo! Du triffst es einfach genau! Danke dafür, sowas muss endlich mal gesagt werden und gott sei dank passiert das mal von so einer internet-affinen Person wie dir! :))) Daumen hoch! Ich finde diesesn Hype manchmal auch unerträglich :D….naja, aber ich gönne mir ab und zu auch einfahc mal ne auszeit und schalte alle Geräte ab 😉 :D…eigentlich gnaz cool ;)…Wünsche dir einen schönen Tag und ganz liebe Grüße aus’m urlaub bad gastein 😉 Pia <

  • Wow Sylvi du sprichst mir komplett aus der Seele. Bilder sind und Bleiben Bilder, es ist alles sehr nett anzusehen aber leider fehlt der richtige Inhalt. Auf wenigen Reihen kann man eben doch kaum ausdrücken was ein Post ausdrücken kann. Instagram ist toll wenn man Bilder einfach teilen mag aber als Marketingwerkezug nervt es nur noch

    Liebe Grüße
    Melanie von Glitter & Glamour

  • Da sprichst du mir mit jedem Wort aus dem Herzen. Was sind Bilder??? Nur Bilder!!! Manchmal hübsch anzusehen, aber des Öfteren doch nichtssagend.
    Content- der lebe hoch!
    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!

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