MomLife: Die ersten zwei Monate mit dem neuen Erdenbürger. Ein Resumee voller Liebe, Chaos & Verwirrung.

Mein lieber Scholli, wie die Zeit rennt.

Ein Satz, den ich schon hunderte, ja gar tausende Male schrieb, dachte und sagte, der aber erst in den letzten zwei Monaten so wirklich an Bedeutung gewann. Jedenfalls für mich. Man sagt ja immer, man merkt erst, wie die Zeit vergeht, wenn man Kinder hat und sie so schnell groß werden sieht. Und genau das kann ich nach etwas mehr als acht Wochen mit unserem neuen Lieblingsmenschen genau so unterstreichen! Es kommt mir so vor, als wäre die Geburt erst vorgestern gewesen und dabei ist schon so viel Zeit ins Land geflossen. Welche Entwicklungen er nicht nur äußerlich, sondern auch von seinen Fähigkeiten und seinem Charakter schon gemacht  hat, sind unglaublich. Wir sagen ja immer, dass wir ein Überfliegerbaby haben, weil er schon so viel kann. Vorbei ist zudem die Phase, in denen er eben so frisch und zerbrechlich aussieht und wirkt. Natürlich ist es immer noch unser kleines Baby, doch hat er mittlerweile die Züge eines Neugeborenen verloren und entwickelt ein richtig eigenes Aussehen und ja, ganz schön proper ist er ebenfalls geworden. Vor zwei Wochen hatten wir die U3 und da hatte er bereits 61cm und mehr als 5.5 kg auf die Waage gebracht. Und das sieht man wahrlich auch an seinen zuckersüßen Speckbeinchen und seinem Doppelkinn ^^. Herr T. und ich sitzen täglich vor ihm und müssen uns gegenseitig davon abhalten, ihn nicht anzuknabbern und aufzuschnabulieren, so süß ist er einfach. Aber neben all den wundervollen Momenten, wie das zuckersüße Anlächeln jeden Morgen aufs Neue, die ersten Erfolge im Krabbeln, Köpfchen heben und nicht zu vergessen der endliche Erfolg des Stillens, ist das Zusammensein mit einem Baby nicht nur eine rosarote Happy-Rainbow-Einhorn-Welt. Sie verlangt einiges ab – körperlich, nervlich, persönlich. Wir haben unendlich Schwein, das kann man nicht anders sagen, da unser Babyboy 90% der Zeit unglaublich entspannt ist. Die meiste Zeit schläft und futtert er und wenn er wach ist, lässt er sich mit allem begeistern, kann sich selbst unter dem Spielbogen beschäftigen, wenn ich mal ein wenig Haushalt machen muss und ist auch sonst unglaublich tiefenentspannt und zufrieden. Doch da gibt es auch die anderen Momente, die einen dann ganz schön hart treffen und das, obwohl wir eigentlich die Uhr danach stellen können: Seine Schreiphasen. Beinahe jeden Abend zwischen elf Uhr und Mitternacht kommen sie von jetzt auf gleich und bringen uns um den Verstand. Aus dem Nichts heraus fängt der kleine Mann an zu schreien und will einfach nicht aufhören. Gewickelt ist er, satt gefüttert wurde er, nichts sitzt zu eng, schleppen bringt auch nichts und ich könnte gar nicht so laut singen als dass ich sein Geschrei übertönen würde. Zwar hört er genau so schnell wieder auf, wie es begann, doch die Zeit dazwischen ist eine wahre Qual, da man sich so hilflos fühlt und man kann sich noch so oft sagen, dass es anderen genau so ergeht und Babys so eben auch ihren Tag verarbeiten. Wenn man allerdings nichts tun kann, ist es in der Seele jedoch die Hölle. Babyboy hatte letztens eine Wimper im Auge – nichts dramatisches, ja es schien ihn ja noch nicht einmal zu stören und doch plagten mich Schuldgefühle, weil ich nicht wusste, wie ich das olle Ding aus seinem Auge bekomme. Ich mein, wir wissen alle, wie fies diese Wimpern im Auge sein können… Es sind schon winzige Kleinigkeiten, die mich dann einfach zur Verzweiflung bringen können, gerade auch, wenn man bedenkt, dass der Schlafmangel das Nervengerüst eh noch einmal um einiges annagt.

Apropos Schlafmangel – Ein weiteres Thema, was mich ein wenig mehr belastet als den Papa. Etwa alle zwei Stunden will der kleine Mann nachts gefüttert werden, wenn nicht gar jede Stunde. Das kann ganz schön an einem zerren, vor allem, wenn man selbst einen stressigen und langen Tag hatte und nur eines will – seine Ruhe und eine Mütze voll Schlaf. Das kann man sich gehörig abschminken und versucht sich mit Biegen und Brechen wach zu halten, damit man nicht vor Erschöpfung und Halbschlaf mit der Brust voran auf den Kleinen knallt. Vor allem die ersten Tage daheim waren wirklich ein wenig befangen für uns und sehr schwer. Wir hatten große Sorge, was ist, wenn wir nun allein mit ihm sind. Ohne Hebamme mussten wir uns erst einmal selbst bei allem behelfen. Das nächtliche Schreien, die abfallende Nabelschnur, Milchschorf, Babyakne, komisches Atmen und Sor. Alles Dinge, die im Grunde halb so wild sind, einen allerdings an den Rand der Überforderung bringen können, wenn man damit auf sich allein gestellt ist. Sicher habe ich mich bewusst gegen eine Nachsorgehebamme entschieden, eine Tatsache, die ich weitaus blauäugiger bedachte als mir bewusst war. Und doch glaube ich, dass so ziemlich alle frisch gebackenen Ersteltern – ob mit oder ohne Hebamme – vielen Sachen sehr ängstlich, teilweise sogar panisch bevor stehen. Wann immer ich mit ihm draußen war und es windete, er aber schwitzte hatte ich direkt die Sorge, er würde einen Zug abbekommen oder gar einen Hitzschlag erleiden. Man macht sich wegen so vielem plötzlich Gedanken und hofft einfach nur alles so richtig zu machen, wie es nur geht und sein größtes Glück nicht kaputt zu machen und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ich fasse es einfach nicht, wie viel wir schon erlebt haben mit ihm und wie anders man nach acht Wochen mit so einem Baby umgeht – wie groß der Respekt und die Angst waren und wie groß nun die Sicherheit immer mehr wird und das Miteinander zu einem richtigen Teamwork gewachsen ist.

Das Leben als Paar ändert sich. Ich glaube, man kann dagegen gar nichts tun. Von jetzt auf gleich ist man nicht mehr (nur) Mann und Frau, sondern Vater und Mutter und das macht einen großen Unterschied, vor allem in den ersten Wochen. Mal vom Wochenbett und allem, was an körperlichen und emotionalen Veränderungen dranhängt, abgesehen, ist auch der Stress ein großer Faktor, der das Paarsein enorm erschwert. Es ist ganz schön viel Arbeit sich nicht als solches aus den Augen zu verlieren und mir wurde es auch erst vor kurzem bewusst. Wir saßen nebeneinander auf der Couch, ganz eng zusammen – etwas, das ja keiner Rede wert sein sollte. Doch in diesem Moment begriff ich erst, wie unheimlich lange es her war, dass wir so engen Körperkontakt hatten. Sogar flüchtige Küsse waren zur Mangelware geworden. Wir konzentrierten uns nur noch auf das Baby, was ja an sich super ist, doch in diesem Moment merkte ich, wie sehr mir das gefehlt hat und vor allem wie sehr ich es brauche, Herrn T. nicht nur als Vater meines Kindes neben mir zu haben, sondern auch als Partner.

Mittlerweile kann ich keine Krimis oder Nachrichten mehr schauen, in denen auch nur ansatzweise Kindern etwas zu leide getan wird und auch meine Mutter verstehe ich nun viel besser – besonders im Hinblick auf das Leid, das wir seit Jahren mit meiner Schwester ertragen müssen. Erst jetzt begreife ich, wie schmerzhaft es für eine Mutter ist, wenn es seinem Kind nicht gut geht und man einfach hilflos daneben stehen muss, weil man nichts tun kann. Man zweifelt oft an seinem Können als Mensch und vor allem als Mutter. Ich dachte beispielsweise immer ich wäre als Mutter geboren, könnte nichts so gut, wie das Großziehen meines eigenen Fleisch und Bluts mittlerweile würde ich diese Behauptung nicht mehr unterstreichen ^^.

Neben all den Überforderungen, Ängsten, Selbstzweifeln und Co. gibt es aber auch genau die andere Seite. Die Momente, in denen man so voller Glück und Stolz ist, dass einem förmlich die Tränchen in die Augen schießen, weil man nicht glauben kann, dass dieses kleine Wesen tatsächlich seins ist. Dass man es geschafft hat, solch ein Wunder zu zeugen und auf die Welt zu bringen und dass so viel Perfektion in einem so kleinen Wesen stecken kann. Es gibt nichts auf diesem Planeten, das so perfekt unperfekt ist. Sein Strahlen ist das Erste, das ich jeden Morgen sehe und mir den Tag versüßt. Und jede Sekunde, die ich nicht bei ihm verbringe, fühlt sich so leer und falsch an, ganz gleich, wie sehr ich mir manchmal wünsche, einfach mal ein paar Stunden für mich zu haben. Sein Brabbeln klingt schöner als alles je Gehörte und sein Duft macht mir das Nichtanknabbern nicht gerade leichter ^^. Ich gebe es zu, es gibt immer wieder Momente, in denen ich mein alten Leben doch schon ein wenig vermisse. Die Freiheit und Selbstbestimmtheit fehlt mir tatsächlich immer wieder. Doch sobald ich meinen Babyboy anschaue, weiß ich, dass es eigentlich gar keine wirklichen Entbehrungen sind, sondern der Eintausch gegen purste Liebe.

 

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