Privat: So jung und doch schon so alt – Wenn eine Partnerschaft das Erwachsenwerden überlebt.

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Was? Schon über zehn Jahre? Warte, dann wart ihr ja … (angestrengtes Kopfrechnen) … Dann seid ihr ja bereits zusammen, seitdem ihr 18 Jahre alt wart. Wahnsinn! Fehlt einem da nicht die Abwechslung? Ich mein, ihr wart ja noch super jung als ihr euch verliebt habt ( – ja, sogar noch jünger, aber manchmal braucht es eben bis man zusammenfindet – ) und ich mein, da will man sich doch eigentlich noch ausprobieren, oder?! Aber verheiratet seid ihr noch nicht? Ihr wohnt nicht einmal zusammen? Puh, dann kann das ja noch ordentlich schiefgehen…

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Vor(-ur-)teile einer Jugendliebe.

Alles hat seine Vor- und Nachteile, ganz gleich, um was es sich handelt. Doch in Sachen Liebe kann es so manches verkomplizieren. Sich während der Schule zu verlieben und dann auch darüberhinaus tatsächlich noch ein Paar zu bleiben, ist eher Seltenheit und nicht immer leicht- in meiner Stufe aber gar nicht so unüblich, wenn ich im Kopf mal die Pärchen durchgehe… Besonders kompliziert scheint es allerdings für andere zu sein, mit denen man über seine eigene Beziehung spricht. An dem typischen Geschrei habe ich euch ja bereits zur Einleitung teilhaben lassen. Die Augen der anderen werden groß und der Mund formt sich zu einem ungläubigen O. Dass es so etwas heutzutage noch gibt und dann in diesem Alter ist etwas wahrlich lobenswertes und beeindruckendes, lasse ich mir immer wieder sagen und ja, ich muss gestehen, dass es mich ein wenig stolz macht, dass wir trotz so einiger Hindernisse immer wieder zueinanderfanden.

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2006 – Provence

Unverhofft kommt oft.

Wenn man am wenigsten damit rechnet, passiert es. 2004, die kleine Sylvi wechselt aus einer Laune heraus die Schule. Wie das Schicksal es wollte, dreht Herr T. zur gleichen Zeit eine Ehrenrunde, was uns dazu brachte, die gleiche Stufe zu besuchen. Schicksal 1, eigener Wille 0. Da ich zu dem Zeitpunkt noch auf der Je-nackigger-gekleidet-desto-besser-RnB-Südländer-Welle surfte und der gute Herr das genaue Gegenteil (Metalhead) war, fiel er mir zunächst überhaupt nicht ins Auge – warum auch, seine Kleidung war schlonzig und seine Musik nur Krach ^^.

Aber dann…

Ich weiß nicht mehr genau, wann es war, aber ich kann mich noch genau daran erinnern als er mir das erste Mal auffiel. Es traf mich quasi wie der Pfeil Amors (ich weiß, tierisch kitschig) mitten in die Seele – wuuusch!

Geschichtsstunde bei Frau N. Die ersten Minuten waren schon verstrichen als plötzlich die Tür recht unsanft aufging und Herr T. mit seinem Freund E. den Raum betrat – völlig unberührt darüber, dass der Unterricht längst begonnen hatte – ein wahrer Rebell ^^. Er setzt sich vor mich mit seinem herauswachsenden Iro, seinem verwaschenen Metal-Shirt und seinen am goldenen Faden hängenden Chucks und zack war es um mich geschehen. In diesem Moment wusste ich, obwohl wir zuvor noch nie ein Wort gewechselt hatten und er Kilometer weit von meinem damaligen Beuteschema entfernt war, dass dies derjenige welcher sein sollte, mit dem ich mein Leben verbringen werde. Das Leben spielt schon so manches Mal verrückt, nicht wahr!?

Gemeinsam erwachsen werden.

Wenn man sich während der Schulzeit kennenlernt, ist man noch ein Kind. Ganz gleich, ob man sich in der 5. oder der 12. Klasse verliebt, so lange man zur Schule geht, ist man – meiner Meinung nach – noch weit entfernt vom Erwachsen sein. Dementsprechend steht man (im besten Falle) unzähligen Entwicklungsphasen gegenüber, glaubt, einem gehöre die Welt und man könne alles erreichen, was man will …  Bis das wahre Leben einen dann mit einem fetten Schlag auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Bei den einen kann dies natürlich schmerzlicher fest gestellt werden als bei den anderen, aber beinahe jeder wird feststellen müssen, dass einem nicht die gebratenen Hähnchen in den Mund fliegen, nur weil man es sich so erträumt hat.

Es hilt, wenn man dann jemanden hat, der einem bei seinen Entwicklungen zur Seite steht und alles von Anfang an mitbekommt. Man versteht einander, durchleidet vielleicht die gleichen oder ähnliche Situationen und weiß, wovon der andere spricht.

Gemeinsam erwachsen werden, kann aber auch seine Nachteile haben und nicht immer harmonische und freudige Zukunftsaussichten beinhalten. In der Schule waren wir alle gleich – wir hatten ein Ziel: die Schule mit Biegen und Brechen zu beenden und wenn es geht, das ganze noch mit einigermaßen guten Noten. Doch ist der Abschluss erst einmal in der Tasche, steht man Konfliktsituationen gegenüber, an die man zuvor nicht dachte. Der eine will ins Ausland, der andere möchte aber nicht so lange voneinder getrennt leben. Eine Ausbildung reicht dem anderen, das Studium ist für den einen aber unumgänglich. Man stößt auf Gegensätze, auf Dinge, die einem in der Schule nicht bewusst waren. Träume, von denen man dachte, man würde sie mit einem Fingerschnipsen um- und durchsetzen können, platzen plötzlich und Schicksalsschläge machen aus einer anfangs unbeschwerten Person, einen für eine ganze Zeit lang in sich gekehrten und schlichtweg traurigen Menschen. So etwas gemeinsam durchzustehen, in einem Alter, in dem man an alles, nur nicht an den Ernst des Lebens denkt, kann zu einer unheimlichen Zerreißprobe werden.

Niemand sagt, dass es einfach sein würde…

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In unseren letzten über zehn Jahren gab es derart viele Schicksalsschläge und wir mussten uns mit einer Vielzahl an Konfliktpunkten herumschlagen, dass wir in jeder Castingshow bis zum Finale allein schon wegen des Mitleidbonus’ durchgewunken würden.

Eine Beziehung ist Arbeit. Arbeit, die einem mal leichter und mal schwerer fällt. Man muss sich unterstützen, sich Halt geben und sich auch in wirklich schlechten Zeiten immer wieder vergewissern, dass es nur eine Momentaufnahme ist und nach Regen immer Sonnenschein kommt. Man darf – nein, soll sich streiten. Manche Dinge müssen eben etwas lauter ausgesprochen werden als andere, aber man muss auch verzeihen können. Wenn ihr jemanden gefunden habt, der euch zum Lachen bringt, an dessen Seite ihr euch stark wie zehn Wikiner fühlt und bei dem ihr aussehen könnt wie der letzte Asi und es weder euch noch euren Partner juckt, da die Jogginghosen im Partnerlook echt fancy sind, solltet ihr euch glücklich schätzen und dieses Glück nicht allzu schnell loslassen.

Ich habe manchmal das Gefühl, dass sich die Schnelllebigkeit und der massenhafte Konsum unserer Gesellschaft nicht nur in materiellen Dingen widerspiegelt, sondern und vor allem auch in Sachen Liebe. Manche wechseln ihre Partner wie andere ihre Unterwäsche, Ehen werden sooft geschieden wie noch nie und gewisse Apps lassen uns durch einfaches Wischen nach rechts oder links Menschen wie FastFood konsumieren. Versteht mich nicht falsch, niemand soll in einer Beziehung/Ehe verweilen, wenn er dort unglücklich ist! Doch glaube ich, dass viele nur die schönen Dinge einer Liebe erleben wollen und in anstrengenden und unschönen Zeit dann auf dem Absatz kehrt machen…

Ich streite nicht!

Ich streite nicht, du bist diejenige, die zetert. Ein Satz, den ich mir immer wieder anhören muss, wenn ich in Rage wieder irgendetwas vor mich hermaule. Ja, ich kann nicht leugnen, dass ich streitlustig sein kann. Das bedeutet nicht, dass ich durch die Gegend ziehe und mir Menschen zum Anpöbeln suche. Das brauch ich auch gar nicht, denn ich habe ja meinen Freund ^^. Versteht mich nicht falsch, hier muss niemand den Freundeschutzverein rufen und das arme Wesen aus meiner Obhut herausreissen, aber Gewitter reinigt ja bekanntlich die Luft und wenn ich besonders viel Stress in der Uni oder sonst wo habe, hilft es schon einmal den Liebsten als Prellbock zu missbrauchen. An dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn T. gleichermaßen entschuldigen und bedanken ^^.

Stolz und Dankbarkeit.

Zehn Jahre nun schon. Puh. Das ist ein Drittel meines bisherigen Lebens. Und wisst ihr was? Ich find es ziemlich geil! Klar, es gibt Momente, da lege ich mir Sätze zurecht, die ich dem Richter sagen könnte, um es wie Notwehr klingen zu lassen und so manches Mal wird die Faust so stark geballt, dass es beinahe zum Blutstau kommt, aber sind wir mal ehrlich, ich bin auch nicht gerade das, was man unkompliziert und pflegeleicht nennt… Und ein wenig Trouble bringt doch auch Leben in so eine Beziehung ^^.

Ich hoffe jedenfalls inständig, dass ich auch noch in den nächsten zehn Jahren enthusiastisch auf unsere gemeinsame Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft blicken kann und danke Dir, mein Liebster, an dieser Stelle dafür, dass Du mich zum Lachen und zum Weinen bringst, dass Du mich nimmst und erträgst mit all den Ecken, Kanten und Schrullen, die sich immer wieder auftun und all die Werte vereinst, die mir so wichtig sind!

 

14 Comments

  • Wow einfach nur sau cool das ihr schon so lang zusammen seid! Das gibt mit Hoffnung und Motivation für meine Beziehung, wir sind mittlerweile 7 Jahre zusammen und beide 23 Jahre alt, haben eine Fernbeziehung auf Zeit hinter uns und führen momentan sogar eine offene Beziehung, eben weil wir uns ausleben wollen aber trotzdem nicht ohne einander sein können und sind bisher echt happy damit. Hattet ihr denn vorher andere Beziehungen? Bei uns ist es nämlich die erste ernste und haben manchmal Angst “etwas zu verpassen“ (deswegen momentan auch die offene Beziehung).

    Ganz liebe Grüße und alles gute euch weiterhin 🙂
    Jasmin

    • Danke Dir!
      Puh, wenn ihr schon eine Fernbeziehung hinter euch habt, zeigt es aber an sich nur, wie stark ihr verbunden seid – finde ich.
      Ich muss ja sagen, dass ich kein Mensch für eine offene Beziehung wäre, aber wenn es funktioniert und nicht unglücklcih macht, soll das jeder für sich entscheiden.
      Glücklicherweise hatten wir schon Beziehungen davor. In meinem Fall waren die zwei zwar nichte wig lang, allerdings konnte ich mich ein bisschen ausprobieren und bei meinem Freund ist es ähnlich. Vor diesem Etwas-Verpassen hätte ich nämlich auch tierisch Angst.
      Eine Freundin von mir hat ihren ersten Freund geheiratet und sie ist auch seine erste Freundin und da mach ich mir dann schon Gedanken, ob nicht einer von denen irgendwann dann diese Panik bekomtm, unbedingt etwas nachholen zu müssen – aber wer weiß..
      Liebst
      Sylvi

  • Ein wirklich tolles Posting. Und ich erkenne mich an sehr vielen Stellen wieder denn auch ich habe eine Beziehung die schon ziemlich wie lange hält – nämlich mittlerweile elf einhalb Jahren und ich habe mir meinen Liebsten gesucht als ich zarte 14 war.
    Und die erstaunten Blicke anderer Leute kenne ich nur zu gut, immer wenn ich erkläre dass ich mit 25 verheiratet bin und seit 11 Jahren eine Beziehung führe sehe ich im große runde ungläubige Kulleraugen.
    Und nein es ist eben nicht immer alles Sonnenschein und so ist es perfekt.

    • Oh, wie lieb, danke Dir!
      Aber mit 14 ist ja auch nochmal eine ganze Nummer ‘härter’ – meinen vollsten Respekt! Aber, wenn es passt, dann passt es eben, nciht wahr?!
      Und wenn man dann das Glück hat, nicht lange auf die Suche gehen zu müssen, um seine Liebe des Lebens zu finden, ist es noch besser.
      Ich wünsche Euch beiden alles Glück!

  • Sylvi, das ist der schönste Artikel den du jemals geschrieben hast.
    Und auch wenn die Geschichte von mir an manchen Punkten anders ist, so ist sie im Gesamten doch sehr ähnlich. Ich verstehe jedes einzelne Wort von Dir, jede dieser elendigen Fragen, die Arbeit, die Schicksalsschläge, die Pannen und die unfassbar große Liebe und der stolz der einen erfüllt, wenn man gemeinsam erwachsen wird.
    Es ist wunderherrlich schön und schwer zu gleich 😀

    • Oh meine liebe Checkerin, das aus Deinem Munde zu hören, freut mich nochmal um einiges mehr!
      Liebsten Dank für Deine schönen Worte und ich freue mich sehr, dass Du meine Punkte und Erlebnisse nachvollziehen kannst!
      Ich weiß ja, dass wir (jedenfalls teilweise und vor allem einen) Schicksalsschlag teilen und es ist schön zu sehen, dass Du damit ebenfalls nicht
      allein warst, bist und sein wirst!
      Einfach großartig!

  • Mein herzallerliebster Travelbuddy <3
    Wunderschön geschrieben! Kurz und knapp: Sowas wie ihr habt, ist für mich mein persönliches Relationship Goal, wie man so schön sagt!

    • Hach, mein Travelpralinchen,
      dat haste schön jeschrieben! Danke Dir!
      Hach, ich weiß ganz fest, dass der EINE schon da draußen auf Dich wartet!

  • Hallo!
    Danke für den wunderschönen Beitrag und ich wünsche euch, dass eure Liebe noch bis zum Ohrensessel vor dem Kaminfeuer anhält!!!
    Wir haben das auch gedacht, aber leider hat es nicht gehalten. Wir waren 18, als wir uns kennenlernten und 34, als es auseinander ging. Rückblickend muss ich sagen, dass wir in den letzten Jahren nicht mehr genug an unserer Beziehung gearbeitet haben. So um die 30 rum haben wir uns defintiv nochmal massiv in verschiedene Richtungen entwickelt, ohne es zu merken. Als wir es merkten war es zu spät. Ich bereue keinen Tag der 16 Jahre, die wir gemeinsam verbracht haben, die wir gemeinsam erwachsen geworden sind. Es waren schöne Jahre. Leider hat es bei uns mit dem Ohrensessel vor dem Kamin nicht sein sollen.
    Ganz lieben Gruß
    Yvonne

    • Liebe Yvonne,

      ich weiß nicht wie, aber Dein Kommentar ist im Spam gelandet und ich habe ihn erst jetzt entdeckt. Das tut mir schrecklich leid – sorry!
      Es ist natürlich unheimlich schade, dass es nach einer so einer langen Zeit dann in andere Richtungen ging, aber sowas kann manchmal still und heimlich geschehen, ohne dass man es wirklich wahrnimmt.
      Ich finde es jedoch total bewudnerswert und sehr respektabel, dass du nicht mit Verbitterung an die Trennung denkst, sondern die schöne Zeit im Fokus hast. Denn was viele viel zu schnell vergessen, sind die guten Gründe warum man zusammen war und die schönen Zeiten, die man miteinander verbracht hat.
      Ich wünsche Dir alles Glück der Welt!

      Liebst
      Sylvi

  • Das hast du wundervoll geschrieben, liebe Sylvi 😊
    Ihr klingt für mich nach genau der richtigen Mischung Pulverfass und Schmusebacken 😁😉 im aller positivsten Sinne!
    Ich finde es immer wieder toll zu hören, dass auch Leute in unserem Alter schon “so lange” zusammen sind und nochmal auf einer ganz anderen Stufe aneinander wachsen können und sich gegenseitig bereichern und stützen. Auch stimme ich dir vollkommen zu, dass viele häufig “nur” die große Liebe zu suchen scheinen, ohne jegliche Umbequemlichkeiten; dabei macht es das doch erst aus!

    Wenn ich überlege, dass ich jetzt schon seit 8 1/2 Jahren mit meinem Mann zusammen bin und wir in vier Wochen unseren Ersten Hochzeitstag feiern dürfen, möchte ich uns schon ein wenig selbst auf die Schulter klopfen 😉 🙈

    Aber mal im Ernst: Du sprichst mir aus dem Herzen und ich finde ihr könnt verdammt stolz auf euch und eure Bindung sein 😘

    • Liebe Sam,

      erst einmal liebsten Dank für Deine schönen Worte – es freut mich, dass ich mit diesem Beitrag doch Leute erreichen kann/konnte.
      Ich sehe es genauso wie Du, dass doch gerade die Schwierigkeiten, die eine Beziehung und das Leben insgesamt mitbrignen können, das ist, was den Zusammenhalt ausmacht – Sonnentage kann jeder!
      Aber Wahnsinn, dass es bei Dir ebenfalls schon so lange klappt – toitoitoi und richtig schön für Euch!
      Das mit der Hochzeit fehlt bei uns noch, aber ich bekomme ihn schon dazu 😀

      Liebste Grüße

    • Es ist auch total schön, jemanden an seiner Seite zu haben und das seit so langer Zeit, allerdings macht es mir manchmal doch auch ein bisschen Angst ;).

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