MoToBe: Die Angst vor der eigentlichen Geburt.

Lange habe ich es ganz ganz weit nach hinten geschoben und versuche es auch jetzt noch völlig aus meinem Kopf zu verbannen und doch blitzen immer wieder die Gedanken auf, wie die Geburt wohl werden wird. Dass ich den kleinen Mann sicherlich nicht mit einem kurzen Nießen auf die Welt bringe, ist mir klar und dass es unter Umständen und mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr als schmerzhaft wird, weiß ich auch. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Ich wechsel die Gedanken immer zwischen Oh mein Gott, was für eine verdammte Schande, das wirst du niemals schaffen und Ach, alle sagen, dass man den Schmerz danach vergisst und es haben schon Milliarden andere Frauen vor Dir geschafft. Doch ehe man den Schmerz vergessen kann, muss man ihn erst einmal durchhalten und ich bin doch so verflucht wehleidig.

Meine Vorstellung war immer, dass Herr T. und ich gemeinsam die Momente des Schmerzes durchstehen mit allem, was dazu gehört – ähnlich wie in den Hollywoodfilmen ^^. Als er mir dann offerierte, dass er im Moment der Momente aber nicht im gleichen Raum anwesend sein möchte, war ich zunächst tief enttäuscht, verletzt und beleidigt. Wie konnte er es wagen, sich so eiskalt aus der Nummer ziehen zu wollen?! Er versprach mir, die ganze Zeit anwesend zu sein, doch, wenn das Baby kommt, würde er gerne den Raum verlassen. Er würde vollkommen mit der Situation überfordert sein und könnte das vermutlich nicht verarbeiten. Was ein Spacko, dachte ich mir. Doch dann habe ich allein darüber nachgedacht und finde es gar nicht mehr so schlimm. Dass er so ehrlich ist und mir offen sagt, dass es für ihn viel zu viel wäre, wenn ich da leidend, vermutlich auch laut werdend das Kind zur Welt bringe und ja nicht nur das – denn man darf ja nicht vergessen, dass da nicht nur ein Baby mit rauskommt – rechne ich ihm dann im Nachhinein doch hoch an. Und ich glaube, es wäre weder für die Beziehung zwischen mir und Herrn T. gut, noch vielleicht für die Beziehung zwischen ihm und dem Babyboy von Vorteil, wenn er derartige Dinge und negative Empfindungen mit diesem doch an sich wunderschönen Moment verknüpfen würde. Ich würde sicherlich weder mir noch ihm einen Gefallen tun, wenn ich ihn dazu zwingen würde, sich gefälligst dort durchzuquälen. Schauen wir mal, wie es dann am Ende wirklich wird. Denn wissen tun wir alle eines: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt…

Als ich ein wenig im Internet recherchierte, welche Ängste andere Frauen vor der Geburt haben oder hatten, kam auch oft der Gedanke von Komplikationen oder dass es dem Kleinen dann vielleicht doch nicht ganz so gut ging im Bauch, wie man zunächst annahm. Diese Ängste habe ich glücklicherweise nicht. Ich habe erstaunlicherweise ein gewisses Urvertrauen dahingehend, dass alles gut gehen und es keine ernstzunehmenden Komplikationen geben wird und auch, dass mein Babyboy genau so entwickelt und gesund ist, wie ich es mir wünsche und wie er sein soll. Ich glaube, würde ich mich noch damit panisch auseinandersetzen, könntet ihr mir gleich einweisen, da ich schier verrückt werden und völlig durchdrehen würde, wenngleich ich natürlich dennoch immer mal wieder mir selbst und dem Bauchbewohner gut zurede und die Daumen drücke ^^.

Bei mir sind es ja tatsächlich ‘nur’ die Ängste vor den Schmerzen. Jetzt kann man sagen, glücklicherweise nur die, aber das reicht mir ehrlich gesagt schon ^^. Vor ein paar Wochen hatte ich sogar einen richtigen Panikanfall für ein paar Sekunden. Konnte ich ihn auch schnell wieder abschütteln, so hat es mir doch im ersten Moment fies die Luft genommen. Ich mein, HALLO?!, da will sich ein kleines Menschlein den Weg durch mich hindurchbahnen. Durch eine Öffnung, die eindeutig viel zu klein ist. Wer hat sich das bitte ausgedacht? Mutter Natur kann nur ein Mann sein ^^. Die Vorstellung, die Wehen, eventuelles Reißen und nachher das Vernähen durchstehen zu müssen, ist wahrlich eine absolute Horrorvorstellung für mich und ich weiß nicht so recht, ob ich es einfach verdrängen und ignorieren soll bis es tatsächlich soweit ist oder mich meiner Angst stellen sollte. Im Internet gibt es ja verschiedene Methoden bzw. Ratschläge wie man sich vor der Angst schützen kann, aber irgendwie, ich weiß nicht, sind sie nicht so richtig für mich oder ich habe noch nicht die passende Methode gefunden.

Was meint ihr? Sich mit der Furcht auseinandersetzen oder schlichtweg in eine dunkle Ecke schieben und ihr nicht die Möglichkeit geben, sich hervorzutun und an Überhand zu gewinnen? Ich bin für Eure Erfahrungen, wie immer, mehr als dankbar!

6 Comments

  • Es stimmt NICHT, dass danach alles vergessen ist! Man kann nicht wirklich Pipi, der Wochenfluss ist grässlich, Sitzen uncool und manchmal hat man kaum Kraft das Baby zu halten. Das sagt dir niemand!
    ABER: Danach fühlst du dich wie Superwoman! Du denkst immer wieder daran, willst darüber reden und den Moment wenn du das nasse, warme Ding auf deiner Brust spürst, den würdest du am liebsten tausend Mal erleben.
    Warum ich meine Geburt überlebt habe und sogar super finde? Ich hatte eine wundervolle Hebamme, die mich Schritt für Schritt begleitet hat!!!
    Lass dich nicht verunsichern: in dem Augenblick wos losgeht weiss dein Körper genau was du tun musst, denn du bist jetzt schon Superwoman, ohne es zu wissen!

  • Hey meine Liebe,
    zunächst mal möchte ich dir sagen, wie erfrischend ehrlich deine Berichte zur Schwangerschaft wirken – du sprichst offen an was viele denken / fürchten und doch schaffst du es dabei, eine positive Grundstimmung und ganz viel Liebevolles zu vermitteln. Einfach schön 🙂

    Ich selbst bin nicht schwanger, habe keine Kinder, aber trotzdem beschäftigt auch mich immer wieder die Frage “was-wäre-wenn”, denn ich hoffe, dass es irgendwann so weit sein wird 🙂 Dazu beigetragen, dass ich mich so detailliert damit befasse hat auch die Tatsache, dass ich meine BFF durch zwei Geburten begleiten durfte, da auch ihr Mann – ganz wie dein Herr T. – nicht so nah dabei sein konnte / wollte, wie es vielleicht gesellschaftlich verlangt wird. Ich habe also vor knapp 5 Jahren und nochmal im letzten Sommer hautnah miterlebt, wie ein Menschlein das Licht der Welt erblickt, war mit meinem Kopf wirklich nur Zentimeter vom Ort des Geschehens entfernt (tatsächlich!) um ihre Beine zu stützen, durfte sogar die Nabelschnur durchschneiden. Ich habe meine BFF erlebt, in Schmerz, Verzweiflung, voller Mut, erschöpft, mit aller Kraft, laut, leise, konzentriert, völlig neben der Spur, lachend, weinend, mit unendlichem Glück. Sie hatte Schmerzen wie nie und war doch so stark wie nie, sie hat bewundernswert gekämpft und das ich das erleben durfte hat uns noch enger zusammen gebracht. Beide Geburten waren völlig unterschiedlich, die erste nicht ganz einfach, mit Saugglocke und Verletzungen. Die zweite recht entspannt, konzentriert und ohne Probleme. Das hat natürlich auch mich geprägt – ich habe gesehen, wie es auf zwei verschiedene Arten es laufen kann, was Geburt tatsächlich live bedeutet und was der Körper auszuhalten im Stande ist. Es ist der Wahnsinn, da sind meine BFF und ich uns sicher!

    Sie hat sich vorab mit dem Thema ausgiebig befasst, hat versucht Strategien zu entwickeln, um alles besser durchzustehen (atmen, Hilfsmittel etc) und bei beiden Geburten kam es doch anders als gedacht. Fakt war – es gab Momente, in denen sie hätte aufgeben wollen (wenn es denn gegangen wäre), aber sie hat es durchgestanden und schon kurz nach der Geburt war sie einfach nur glücklich. Sie war angeschlagen, ja, aber dafür ist dann ja auch Familie da – um zu helfen, zu stützen. Und ja, sie hat sich für das zweite Kind entschieden, wie so viele andere Familien. Einfach weil ihr bewusst war, dass sie es schaffen würde.

    Hätte ich später Angst? Ja! Hält mich das von der Familienplanung ab? Nein! Ich bin ein Kopfmensch, ich muss mich mit allen möglichen Infos versorgen um ein Gefühl von Sicherhheit zu bekommen, das mag bei anderen Menschen anders sein. Also was können wir dir raten? Was fühlt sich für dich richtig an? Wieviel Information tut dir gut? Vielleicht hilft dir auch hier das Urvertrauen – alles wird gut, du wirst eine tolle Mama <3

  • Versuch es doch mal mit HypnoBirthing.
    HypnoBirthing ist eine natürliche Methode, Geburtsschmerzen ganz oder teilweise zu vermeiden und die Geburt entspannt, und bewusst zu erleben und zu genießen.

  • Puhh! Ein schwieriges Thema 😀

    Ich glaube wenn der Zeitpunkt naht, bekäme ich langsam auch Angst. Aber am Ende kann man es eh nicht ändern und diese Horrorstories im Netz machen mehr Angst als Hoffnung. Deshalb würde ich sagen Augen zu und durch.

    Ich hab mit Matthias auch schon über das Thema gesprochen und bin eigentlich trotzdem sauer auf ihn, weil er “nur” am Kopfende stehen wollen würde. Nicht das ich das prinzipiell anders wollen würde (das muss ich glaube ich eh spontan entscheiden, ob ich ihn überhaupt da haben will :D), aber ich finde, er hat gefälligst genauso zu leiden wie ich. Mindestens. Da kann es ja wohl nicht so schlimm sein, auch einen kurzen Blick auf das Drama da unten zu erhaschen. Ist doch was ganz natürliches. Geburtsvideos wollte er dann aber irgendwie trotzdem nicht am Frühstückstisch gucken… 😀

    Spaß beiseite. Wie du schon sagst: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Deshalb würde ich versuchen die Sachen einfach entspannt (so weit das geht), auf einen zukommen zu lassen. Im Netz hab ich zu dem gelesen, dass es oft geholfen hat noch eine zweite Person mit bei der Geburt zu haben. Wenn ich es mir aussuchen könnte würde ich also eine Freundin (am besten auch Mama) oder besser noch die eigene Mama mitnehmen. Die können besser nachvollziehen, wie es einem geht glaube ich.

    Ich bin auf jeden Fall tierisch gespannt wie es bei dir weiter geht. Fühl dich ganz fest gedrückt! 🙂

    xx
    Ann-Vivien
    von http://www.annvivien.blog

  • Hey, ich habe ja keine Erfahrungen mit der Geburt am eigenem Leib, habe aber einige mit ansehen dürfen.
    Klar, die Schmerzen werden da sein, aber die Glückshormone, wenn der Kleine zur Welt kommt werden wohl alles vergessen lassen.
    Wenn der Papa nicht dabei sein mag finde ich die Ehrlichkeit sehr super, andererseits kann ich mir vorstellen, dass er sich anders entscheiden wird, wenn es soweit ist :).
    Liebste Grüße!

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