MoToBe: Die Ruhe vor dem Sturm oder die letzten Tage bis zur Geburt.

Jetzt ist es soweit. Während ich dies hier schreibe, sind es noch offiziell vier Tage bis der kleine Mann auf die Welt kommt. Wenn ihr das hier jedoch lest, könnte es wahrlich schon so sein, dass ich usesren neuen Lieblingsmenschen bereits auf den Armen halte. Es ist so verrückt und ich finde schlicht und ergreifend keine Worte dafür, was gerade in mir vor geht. Ich schwanke die ganze Zeit zwischen absoluter Vorfreude und Ungeduld, da man ja leider keine Trackingnummer für den Babyboy bekommen hat und es jeden Tag soweit sein kann. Und auf der anderen Seite ist da diese Panik. Die Panik, dass sich jeden Moment alles verändern kann, dass es nie mehr so sein wird wie vorher und dass die ganze Zeit, die man noch vor sich hatte und in die Ferne schob, plötzlich vor der Tür steht – mehr oder weniger sogar im wahrsten Sinne des Wortes ^^.

Besonders klar wurde uns das als wir vergangenen Dienstag spontan ins Krankenhaus mussten – Verdacht auf Blasenriss. Da ich Flüssigkeit in regelmäßigen Abständen verlor – klingt als hätte ich einen Schaden am Bremsschlauch oder so ^^ – rief ich im Kreißsaal an, da ich tierisch unsicher war. Bei einem Blasenriss können sich nämlich Infektionen bilden, die auch so kurz vor der Geburt noch erheblichen Schaden anrichten könnten. Und ich hätte es mir nie verziehen, wäre dem Babyboy nur deshalb etwas passiert, weil ich zu gemütlich war, die Sache ernst zu nehmen. Jedenfalls rief ich an und die sagten mir, ich solle sofort ins Krankenhaus zur Kontrolle. Gesagt, getan. Schwiegermutter angerufen und beruhigt, Herrn T., der hektisch umherlief und mir meinen Klinikkoffer aufdrängen wollte, beruhigt und mich selbst noch einmal frisch gemacht, kam wenig später schon die Schwiegermama und holte Herrn T. und mich ab und schon düsten wir los. Perfekter Tag für einen Krankenhausaufenthalt im Kreißsaal, da anscheinend alle Babys Krefelds unbedingt auf einmal auf die Welt kommen wollten. Bestimmt gab es da eine interne Verabredung ^^. Eine Stunde CTG, zwei weitere Stunden warten, Wehen, die ich selbst gar nicht spürte und verschiedene Tests später war dann klar, dass es nur falscher Alarm war. Puh, noch einmal Schwein gehabt. Allerdings wurde der kleine Mann bereits auf 3700 gr. geschätzt, was mir wiederum andere Panik auf die Stirn trieb, denn immerhin muss der anscheinend nicht mehr so kleine Mann da ja auch irgendwie aus mir raus… Ich hoffe ja immer noch auf ein Niesen und Flutsch da isser, die Wahrscheinlichkeit, dass dies so ablaufen wird, ist jedoch eher gering.

Als wir wieder daheim waren und uns aufs Sofa warfen, waren wir beide doch etwas geschockt bzw. wurde uns erst einmal klar, dass es auch an diesem Tag hätte passieren können. Dass eine Woche nicht noch zwanzig Jahre dauert, sondern im Nu vorbei ist und wir dann tatsächlich Eltern sind. So richtig. Mit voller Verantwortung. Mit voller Hingabe. Mit vollem Stress. Mit absolut Allem. Unbegreiflich, was man davon halten soll. Versteht mich nicht falsch, ich freue mich so unendlich darauf, Babyboy kennen zu lernen und all diese wunderschönen Erfahrungen zu machen, die Angst zu versagen oder gar ganz egoistisch etwas zu verpassen, lässt sich bei mir einfach nicht abstellen. Sie schwingt immer mit, wenn sie auch immer leiser wird. Um also nicht wie der Ochse vorm Berg zu stehen, wenn es denn dann los geht, haben wir all die Kleinigkeiten, die noch zu erledigen waren und die einfach so ständig und ohne Grund aufgeschoben wurden, erledigt. Ich versuchte etwas für den Blog vorzuarbeiten, wenngleich das auch nur semigut klappte, da meine Konzentration derzeit völlig im Keller ist und machte die Wohnung mehr oder weniger Klarschiff. Dinge, wie Wäscheberge beseitigen, noch einmal alles gründlich aufräumen und putzen und eben solche Sachen, die man gekonnt sonst ignoriert, standen auf der Agenda und wurden abgehakt. Und zwei Dinge, die all die Zeit ebenfalls absolut von mir weg geschoben wurden, wurden endlich in Angriff genommen: Einfach mal Ausruhen, wenn mir danach war und Fünfe gerade sein lassen und noch einmal intensiv Zeit mit Herrn T. zu verbringen. Man muss nicht auf Jück gehen, aber es ist schön, wenn man vollkommen bewusst beisammen ist. Mehr braucht es eigentlich gar nicht.

Sich Zeit für mich zu nehmen war aber auch einmal dringend nötig und konnte gar nicht mehr übergangen werden. War ich sonst immer völlig ko, habe ich hier und dort noch Hausputz gemacht, für den Blog gearbeitet oder mich mit Freunden getroffen – wer rastet, der rostet, heißt es ja so schön und ich wollte mich einfach nicht von meiner dicken Kugel und der vermeintlichen Trägheit einschränken lassen. Schon aus Prinzip nicht. Vielleicht verhalf mir das aber auch im Umkehrschluss, dass ich bis zur letzten Sekunde noch recht fit bin. Ich habe kaum Beschwerden bis auf die Wehen, die sich nun zahlreicher blicken lassen und die Atemlosigkeit sowie Langsamkeit all meiner Glieder. Ich bin lahm wie eine Schnecke, ob ich will oder nicht und das nervt. Ich kann noch so sehr schneller sein wollen, die Beinchen bewegen sich schlichtweg nicht schneller und der Druck auf die Blase und/oder das Schambein erübrigen alles andere dann. Durch die enorme Müdigkeit aber und mit dem Wissen, dass ich bald nicht mehr meinen eigenen Rhythmus haben werde und Schlaf zu einem Luxus wird, koste ich es einfach aus, mich ins Bett oder auf die Couch zu legen, wann immer mir danach ist. Wurscht, was gerade zu erledigen ist oder eben nicht.

Hachja. Vier Tage. Ein Wimpernschlag. Oder sogar noch schneller. Vier Tage, um endgültig zu begreifen, dass ich bald jemanden kennen lernen werde, der mir alles bedeuten wird. Der meine Welt bedeuten und diese auf den Kopf stellen wird. Der mir Kummer und Sorgen machen und doch gleichzeitig so viel unendliche Liebe schenken wird. Es fühlt sich wie eine Unendlichkeit und doch wie ein Sekundenbruchteil an.

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