MommyToBe wird zu MomLife – Die Welt steht Kopf oder mein persönlicher Geburtsbericht.

Mittlerweile fast zwei Wochen ist es nun her, dass sich unser kleiner Mann den Weg bahnte und das Licht der Welt erblickte. Über 22 Stunden voller Aufregung, Schmerzen, Vorfreude und Wunder lagen vor uns und waren mehr als überwältigend. Heute möchte ich euch ein wenig von der Geburt als solches berichten. Eine Situation, die das Natürlichste auf der Welt ist, viel Glück und Liebe mit sich bringt und bei mir doch einen kleinen Schock hinterlassen hat.

Dass eine Geburt kein Spaziergang am Strand bei untergehender Sonne ist, sondern zwangsläufig Schmerzen mit sich bringt, das war mir natürlich klar. Doch muss ich gestehen, hatte ich mir das Pensum an Schmerz, das so ein Mensch, bei solch einer Sache zu ertragen hat, doch weitaus geringer vorgestellt. Eines kann ich aber vorab sagen – liebe werdende Mamas, die sich Sorgen machen, dass euch irgendetwas unangenehm werden könnte, ihr verliert jegliches Gefühl für Scham und handelt nur noch im Affekt. Aber beginnen wir am Anfang.

Unverhofft kommt oft und schwupps sprang die Blase.

Es war Freitagabend, halb Zwölf in der Nacht, um genau zu sein, als ich todmüde ins Bett schlurfte. Mich einmal hingelegt und die bequemste Position suchend, passiert es plötzlich. Erster Gedanke: Habe ich mich gerade ernsthaft eingepinkelt?! Zweiter Gedanke: Scheisse! Die Fruchtblase! Mit genau diesen oder ähnlichen Worten wandte ich mich zu Herrn T., der gerade ebenfalls dabei war, ins Land der Träume abzudriften und plötzlich hellwach und senkrecht im Bett saß. Planlos und leicht panisch, sprang er auf und fragte mich gefühlte hundert Mal, was er denn nun machen sollte?! Krankenwagen?! Eigentlich ja, da ich eigentlich liegend hätte transportiert werden sollen. Denn der kleine Mann lag noch zu hoch und die Gefahr, dass die Nabelschnur vorher den Weg ins Freie findet und ihn somit möglicherweise stranguliert, war nicht gering. Selbst völlig überfordert und eindeutig nicht bereit für eine Geburt, entschied ich mich dafür, dass wir selbst mit dem Auto fahren – das Krankenhaus ist glücklicherweise keine fünf Minuten von uns entfernt. Kliniktasche also gepackt, schnell die Schlafsachen gegen Straßenklamotten getauscht und ab ins Auto. Neben mir ein schwer atmender Mann, der Hollywoodverwöhnt glaubte, dass Blasensprung direkt mit einer Spontangeburt im Auto einhergeht und quasi nur darauf wartete, sein Kind selbst auf die Welt bringen zu müssen.

Die Angst vorm Krankenhaus.

Im Krankenhaus angekommen, wurden zunächst einige Tests gemacht. Fazit: Blase gesprungen, Muttermund noch fest verschlossen und der Gebärmutterhals ebenfalls noch zu lang. Kurzum hieß das, dass Herr T. nach Hause musste und ich mitten in der Nacht auf ein Zimmer verlegt wurde, wo bereits ein junges Mädel mit ihrem Baby schlief. Vor der Geburt war unter anderem eine meiner größten Ängste, der Aufenthalt im Krankenhaus. Die Vorstellung mir mit jemand vollkommen Fremdes ein Zimmer zu teilen und dann auch noch nach solch einer intimen Situation, war schier unerträglich. Dies führte dann auch dazu, dass ich nur wenige Stunden schlief und bereits um fünf Uhr wieder hellwach war. Passend dazu spürte ich dann schon die ersten Wehen, die sich allmählich bemerkbar machten. Noch im großen Abstand zueinander und nur als leichtes Ziehen im Unterleib und Rücken zu spüren, sich aber stetig mehr Aufmerksamkeit erhaschend. Um neun Uhr ging es dann wieder zum nächsten CTG und zur Untersuchung und siehe da. Schon am Morgen hatte sich der Muttermund um bereits 2 cm geöffnet. Freudig erstaunt berichtete die Hebamme, dass sie damit nicht gerechnet hat und eine Einleitung – ebenfalls ein Panikthema für mich – ja vielleicht gar nicht sein musste, was sich auch sehr schnell bewahrheiten sollte.

Die Ruhe vor dem Sturm – Und plötzlich ging es los.

Nachdem mein Männe dann endlich wieder im Krankenhaus war und mich ein wenig mit dem Rollstuhl durch die Gegend chauffierte, alberten wir noch ordentlich miteinander rum. Wir waren zwar nervös, denn immerhin sollten wir an diesem Tag unser erstes Kind in den Armen halten, doch war alles noch sehr unbefangen, da sich die ScChmerzen zunächst in Grenzen hielten und das Wetter einfach zu gut war. Doch innerhalb von wenigen Stunden, wurde aus erträglich, richtig unangenehm bis hin zu unerträglich. Die Abstände wurden plötzlich von alle 6 Minuten eine Wehe, die sich gut wegatmen ließ, zu minütlich und unerträglich, sodass mir schnell Tränen in die Augen schossen. Da ich es nicht mehr wirklich gut aushalten konnte, machten wir uns auf den Weg in den Kreißsaal, wo ich auch nach der ersten Dosis Schmerzmittel fragte. Ein Witz, da es absolut überhaupt nichts brachte. Vorgenommen hatte ich mir, mein Kind in der Hocke bzw. sitzend zu bekommen und mich während der Wehen viel zu bewegen. Immerhin sollte das gut helfen und dem Babyboy die Möglichkeit geben, schneller gen Ausgang zu rutschen. Allerdings merkte ich schnell, dass Sitzen und Gehen alles andere als aushaltbar war, da sich mein Körper komplett verkrampfte bei jeder Wehe und ich bis auf komische Geräusche nicht mehr viel von mir geben konnte. War ich anfangs noch beim Summen und Mantraaufsagen geblieben, ging es schnell ins Hecheln über, dann ins laute Brummen bis am Ende nur noch schrille und tiefe Schreie den Weg aus mir fanden. Herr T. war so unglaublich tapfer und blieb bis zum bitteren Ende bei mir und stand mir so unfassbar gut bei, wie ich es mir nicht hätte besser vorstellen können. Doch erlitt auch er einen kleinen Schock und beschrieb meine Laute später als nicht mehr menschlich und tierisch ^^.

Keine PDA, zu kurze Wehen und mein persönliches Drama begann.

Irgendwann bemerkten auch die Hebammen, dass es nun doch relativ dem Ende zugeht – denkste – und betteten mich auf die Liege mit einem erneuten Schmerzmittel. Ich wurde zwar mehrfach nach einer PDA gefragt, doch lehnte ich (dummerweise?) ständig ab. Der Muttermund öffnete sich zwar rasant bei mir, doch fehlten immer noch einige cm beim Gebärmutterhals, was zur Folge beim Pressen hätte, dass ich mich wohl enorm verletzten würde, wenn ich den Presswehen nachgeben würde. Also musste der Druck der Presswehen, die nicht mehr auszuhalten waren, nicht nach unten abgeleitet werden, sondern nach oben, was wiederum bedeutete, dass ich mir die Seele aus dem Leib schrie. An dieser Stelle ein Sorry an alle Hörenden, denen ich vielleicht Alpträume beschert habe ^^. Mittlerweile war es etwa fünf oder sechs Uhr abends als die Presswehen dann alles gaben, ich aber noch immer nicht agieren durfte. Die Schmerzen, die man währenddessen erfährt, kann man mit absolut nichts gleichsetzen. Ich wurde von vielen Freundinnen gefragt, wie es sich anfühlt, aber Worte zur Beschreibung finde ich keine. Einzig und allein die Presswehen würde ich so beschreiben, als hätte man zur gleichen Zeit den Durchfall seines Lebens mit entsprechenden Magenkrämpfen und gleichzeitig die Verstopfung seines Lebens. Klingt komisch, trifft es aber recht genau, wie ich finde.

Stunden über Stunden und keine Kraft mehr. Doch dann war das kleine Wunder geschehen!

Irgendwann konnte ich dem Drang des Pressens nicht mehr nicht nachkommen und fügte mich der Natur. Ich muss zugeben, dass der Schmerz durchaus erleichternd wirkt, wenn man den Wehen nachgeben und den Druck nach unten freilassen kann. Dass meine Wehen jedoch viel zu kurz anhielten, weshalb wir nur unwesentlich vorankamen, war mehr als ermüdend. Seit Stunden lag ich nun also da, das Schamgefühl völlig aufgebend – es kommt nicht nur Baby bei solch einer Geburt ans Tageslicht… -, mit den Kräften am Ende und dann sowas. Wenn wir 3 cm vorankamen, rutschte er immer weider 2 cm zurück – frustrierend ist gar kein Ausdruck dafür. Erst durch den Wehentropf wurden die Kontraktionen endlich länger und intensiver, was allerdings nicht bedeutete, dass der Herr da unten raus wollte. Ihm gefiel es anscheinend zu gut in mir, verschlief auch die halbe Geburt und ließ sich noch immer bitten, während ich mit Sauerstoff versorgt wurde und keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Alles verschwamm vor meinen Augen und so richtig mitbekommen, was die Hebammen machten, habe ich auch nicht. Ich hörte mich nur selbst ständig sagen, dass ich es nicht mehr schaffen werde, es auf jeden Fall ein Einzelkind bleiben würde und sie ihn einfach raus schneiden sollten. Jetzt und sofort. Irgendwann wurde die Ärztin dann hinzugerufen, da der kleine Mann eben feststeckte und einen, im wahrsten Sinne des Wortes, Anschubser benötigte. Zunächst versuchte ich es zu vermeiden, doch wurde schnell nicht mehr auf mich gehört und so wurde bei jeder Presswehe, die dann noch kam, von oben mit dem Ellenbogen der Ärztin nachgeholfen. Und nein, angenehm war anders ^^. Das Gefühl, wenn der Kopf zwischen dem Ausgang dann hängen bleibt, bis zur nächsten Wehe, treibt mir noch immer einen Schauer über den Rücken und es half auch nicht, dass die Hebamme wollte, dass ich mir das Köpfchen einmal anfasse – niemals hätte ich das gekonnt. Doch als dann endlich, nach etwa fünf Stunden Presswehen und mit einem dollen Hauruck, unser kleines Wunder gefühlt aus mir heraus sprang, war die Erleichterung unendlich groß. Ich kann das gar nicht beschreiben, wie fabelhaft dieses Gefühl ist, wenn der Druck plötzlich verschwindet, man weiß, dass sein ganzes Glück da vor einem liegt und dann der erste Schrei kommt. Als er mir auf die Brust gelegt wurde, hatte ich die Schmerzen zwar keineswegs vergessen, aber sie waren sowas von egal. Dieses Leichtgewicht auf mir zu spüren, ihn zu halten und küssen zu können, dabei noch meinen Herrn T. sich Tränen abwischen sehen, war der größte Glücksmoment, den ich jemals erlebt habe.

Labienriss und Dammriss.

Leider wurde der Moment ziemlich schnell unterbrochen als es hieß, dass der Dammriss und Labienriss ohne Betäubung schnell vernäht werden sollte. Herr T. beschrieb mir nachher meine Panik im Gesicht und berichtete, dass die Töne, die dabei aus mir herauskamen, die der Geburt noch bei weitem übertrafen. Da half es auch nicht, dass die Ärztin mir sagte, sie hätte all das ohne PDA niemals durchgestanden und auch die Aussagen meines Männes und der Hebammen, die meinten, ich sei fürchterlich tapfer gewesen, denn nach Tapferkeit hat sich das nicht angefühlt. Lustigerweise meinten die Hebammen, dass sie den Kleinen noch vor zehn Uhr am Abend auf die Welt gebracht haben wollten, da es dann einen Schichtwechsel gibt und sie ihn unbedingt noch sehen wollten – 22.00 Uhr wurde es nicht, denn die Extraminute nahm der kleine Mann noch für sich in Anspruch, sodass er um 22.01 Uhr das Licht der Welt erblickte ^^.

Verdrängung und pures Glück siegt über Schmerzen.

Während der Geburt und auch Tage danach noch, sagte ich, dass unser Engel absolutes Einzelkind bleiben würde, da ich solch eine Qual niemals mehr durchstehen möchte. Doch, wenn er jetzt so neben mir liegt, fast zwei Wochen alt und gefühlt schon wieder extrem gewachsen, siegt die Verdrängung der Schmerzen doch über den Schock, den ich erlitten hatte und wir denken tatsächlich schon jetzt daran, nochmal so ein Würmchen auf die Welt zu setzen. Erst in ein paar Jahren, aber immerhin ist dieser Gedanke wieder im Rennen. Und bei all den Schmerzen, der Panik und des Schocks, war es doch eine wundervolle Erfahrung, die mit meinem Herrn T. durchleben durfte. Es hat uns noch einmal ein ganzes Stück mehr zusammengeschweißt und gezeigt, was wir gemeinsam schaffen können. Außerdem hatte er wahrscheinlich noch nie so viel Liebe und Bewunderung mir gegenüber in seinem Blick, wie in dem Moment als er unseren Sohn das erste Mal sah und hörte.

Ebenfalls ein lustiger Funfakt: Als ich mit der Gebrut durch war, schrieb mir eine ebenfalls schwangere Freundin, dass sie nun auch ins Krankenhaus käme, da ihre Wehen eingesetzt hätten. Als die Schwestern mitbekamen, dass wir uns kennen, wurden wir auf ein Zimmer verlegt, was bedeutete, dass ich den gesamten restlichen Aufenthalt mit einer Freundin und ihrer kleinen Maus auf dem Zimmer verbringen konnte.

6 Comments

  • Ein interessanter Bericht von dir. Ich bin durch Zufall in FB auf deinen Link gekommen und wollte mir deinen Geburtsbericht unbedingt mal durchlesen. Ich selbst bin noch keine Mama und wir planen es auch wohl erst nächstes Jahr, allerdings habe ich vor der Geburt wahrscheinlich die meiste Angst. Es ist aber gut zu lesen, dass halt auch nicht immer alles glatt läuft, wie so viele immer berichten. Ich wünsche euch dreien alles Gute.

    LG Steffi

  • Hey!! Echt lustig und meiner Meinung nach sehr wahrheitsgetreu geschrieben… Sehr amüsant fand ich es, dass du auch nicht umherspazieren wolltest wie ich. Hab der hebamme nicht geglaubt und wollte nur liegen 😉 hätte mir sicher auch ein paar Stunden gespart… Dammriss kenn ich leider auch 🙁 man vergisst es mit der zeit aber tatsächlich… Wunderschöne erste Zeit euch Dreien ❤

  • Liebe Sylvie,

    Ich muss ehrlich sagen, vor der Geburt meiner Maus hab ich keinen einzigen Geburtsbericht gelesen und bin auch echt froh darüber. Unter anderem deiner hätte mir ganz sicher etwas “Angst” gemacht…

    Jetzt danach, les ich sowas sehr gern. Vielleicht auch ein wenig, um zu sehen, dass es nicht nur mir kacke ging. Oftmals hört man ja nur das Positive – gut, dass bei Geburtsberichten oft die pure Wahrheit ans Licht kommt!

    Und ich hab mich soo soo oft in deinen Worten wiedergefunden. Das schrille Schreien, dass dauernde verneinen einer PDA (obwohl es bei mir am Ende doch noch eine gab) und besonders das mit dem Gedanken, das nie wieder durchmachen zu wollen und 2 Wochen danach schon anders darüber zu denken.

    Total interessant, was die Hormone so mit uns anstellen und wie schnell dann am Ende doch das Positive über das Negative siegen, oder?!

    Auf jeden Fall freut es mich sehr, dass es euch nach den Strapazen jetzt gut geht und ihr langsam in eurem neuen Alltag zu dritt ankommt!

    Ich sende dir ganz liebe Grüße aus dem wunderschönen Braunschweig.
    Anna

  • So ein wunderschöner Geburtsbericht, meine Liebe <3 Man merkt wirklich, wie viele Emotionen Du in den Text gesteckt hast. Und auch hier nochmal Chapeau, dass Du das alles so tapfer durchgestanden hast! Ich freue mich schon, Euch beide am Wochenende zu sehen.

    Dicker Kuss :*
    Ivy

  • Du wundervolle Mama,
    vollste Bewunderung für deine Kraft und Stärke!
    Ich finde es immer unheimlich spannend Geburtsberichte zu lesen! Ich bin glücklicherweise niemand, der schnell in Panik gerät (auch wenn man Krankheitssymptome googlet oder so). Es erfüllt mich mit unheimlichem Respekt deinen Bericht zu lesen und eben doch auch immer wieder auch mit großer Bewunderung wie Mamis nach diesem Eriegnis fühlen und darüber reden.
    Und jeder Bericht ist einfach so anders.
    Es freut mich sehr für euch, dass alles gut gegangen ist, ihr wohlauf und gesund seid und nun euer Glück genießen könnt! Und ich habe zwar keine Ahnung, aber ich denke auch du kannst bei diesen Umständen sehr stolz auf dich sein das alles ohne PDA und so tapfer für deinen Kleinen Mann durchgestanden zu haben!

    Alles Liebe für euch!
    Svenja

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