MomLife: Wie sich die Gedankenwelt einer Mama ändert. Oder womit ich seitdem zu kämpfen habe.

In letzter Zeit schießen mir beinahe täglich die Tränen in die Augen. Es sind jedoch keine Freudentränen. Natürlich bin ich mehr als glücklich, dieses wundervolle und perfekteste Wesen, das ich jemals traf, meinen Sohn nennen zu dürfen und erfreue mich sekündlich an ihm. Doch da ist auch noch eine andere Sache, die ich kurz nach der Geburt bei mir entdeckt habe und die ich einfach nicht mehr los werde. Schon bei Instagram schnitt ich dieses Thema kurz an, ging aber nicht allzu sehr ins Detail und auch hier habe ich lange überlegt, ob ich dieses Thema eigentlich ansprechen sollte. Was denken die Leute bloß, frage ich mich noch jetzt? Die soll glücklich sein und sich nicht solche Filme schieben… Oder ähnliches könnte die Reaktion darauf sein. Im Grunde sollte es mir ja Wurst sein, wer was darüber denkt, aber ihr kennt das ja – man macht sich dennoch Gedanken, so ist das eben mit dem Gehirn, das einfach keine Ruhe geben mag.

Diese Bilder vor meinem Auge…

Seit ein paar Wochen plagen mich nämlich täglich fürchterliche Bilder vor meinem inneren Auge. Wann immer ich meinen kleinen Liebling auf dem Arm habe oder er weint und ich zu ihm eile, um ihn zu trösten, kommen sie plötzlich: Schreckliche Bilder von Kindern, die nicht gehört werden. Von Kindern, denen unaussprechliches Leid zugefügt wird. Tagtäglich. Über all auf dieser Erde. Von Kindern, denen es von Anfang an nicht vergönnt war, das Leben zu führen, das sie verdienen – in vollkommener Liebe eingehüllt. Ich weiß, es ist bescheuert. Und natürlich war mir auch schon vor der Geburt meines Sohnes klar, dass es in der Welt so viele schlimme Schicksale und Leid gibt. Doch all diese Infos, die man in den Nachrichten und dergleichen aufschnappt, wurden bis dahin  aufgenommen und dann gekonnt in eine gigantisch große Schublade gestopft. Eine Schublade, in der all die Dinge enthalten sind, die man zu verdrängen versucht und die niemals mehr geöffnet werden sollte. Doch diese Schublade scheint nicht nur einen kleinen Riss, sondern direkt wohl ein monstermäßig großes Loch bekommen zu haben und schüttet Tag um Tag all diese schrecklichen Szenarien vor mein inneres Auge. Ich frage mich, ob es vielen Müttern so ergeht, vor allem, wenn sie das erste Mal Mama werden. Auf Instagram schrieb eine Followerin, dass dies wohl ebenfalls eines dieser Mamaphänomene ist. Ein Phänomen ist es allerdings, doch kein Gutes wie ich finde. Immerhin hat man ja genug schon mit sich und dem neuen Erdenbürger zu (ver)arbeiten und möchte ja jeden Moment in vollen Zügen genießen, ohne diesen bitteren Beigeschmack von Unrecht.

Das Leid der ganzen Welt auf den Schultern.

Eigentlich war ich aber auch schon immer so. Hatte meine Phasen, in denen ich das Gefühl hatte, die Last der ganzen Welt auf meinen Schultern zu tragen und unbedingt etwas dagegen tun zu müssen. Schon als Kind hatte ich das dringende Bedürfnis, später einmal alle Kinder mit Behinderung adoptieren zu wollen und ihnen all meine Liebe zukommen zu lassen, da ich ja durch meine Schwester weiß, wie schrecklich es sein kann, von der Gesellschaft nicht anerkannt zu werden oder gar schlimmeres noch. Ich musste ja selbst schon früh miterleben, dass es meine Schwester alles andere als leicht hatte und auch heute noch hat und dass mit diesen wundervollen und besonderen Menschen ganz unaussprechliche Dinge getan werden, die beinahe niemanden interessieren. Direkt vor unserer Nase und keiner schert sich drum… Ein Gefühl, das mich früh prägte, aber vor allem auch quälte. Bei jedem schiefen Blick ist die MiniSylvi leicht eskaliert und hat den Leuten gezeigt, wo der Frosch die Locken hat oder wie sehr ich meine Schwester verteidigen werde, wenn es darauf an kommt – mit etwa sechs Jahren wahrlich eine müde Drohung, aber beschämt fühlten sich diese Leute dennoch. Immerhin gewann ich diese kleinen Kämpfe.

Einen besonderen Mehrwert hat dieser Beitrag hier sicherlich nicht, jedenfalls schafft er für euch keine Lösung oder bringt euch sonst wie zum Schmunzeln oder dergleichen. Allerdings tut es doch ein bisschen gut, das alles einmal nieder zu schreiben, wenngleich ich auch dieses Mal die Materie und das, was in meinem Kopf vor sich geht, immer noch nur sehr oberflächlich angeschnitten habe. Vermutlich würde ich nur wieder in Tränen ausbrechen, würde ich hier detailliert darüber schreiben. Es ist also mehr oder weniger ein kleiner Selbstschutz für mich, recht schnell wieder die Verdrängung in Marsch zu setzen und hier zu stoppen.

 

Geht es euch ähnlich? Habt ihr plötzlich seit der Geburt eures Kindes auch ganz anders oder viel intensiver über sowas nachgedacht?

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