MomLife: Acht Monate Babybglück. Von undichten Brüsten, feuchten Augen und dem perfekt unperfekten neuen Leben.

Acht Monate hui. Das ist mal eine Hausnummer, würde ich sagen. Lag ich nicht erst letzte Woche schreiend im Kreißsaal und habe die gerade eingelieferten Schwangeren mit dem Gebrüll der Natur verschreckt? Mir scheint es jedenfalls so. Zumindest so lange bis ich mir meinen Babyboy anschaue. Baby? Ja und nein. Riesig ist er geworden, eine Haarpracht ziert seinen wunderschönen Kopf, die weißen Zähnchen blitzen schelmisch hervor und sein näckischer Humor ist erstklassig. Acht Monate ist es her, dass ich ihn zaghaft hochnahm und minütlich nachsah, ob er noch atmet. Mir über jede mögliche falsche Bewegung Gedanken machte und bei jedem quersitzenden Pups in Angstschweiß ausbrach. Eine ewig lange Zeit ist vergangen und doch ist es wie im Nu vorbei gewesen. Die ersten acht Monate sind einfach so an mir vorbeigezogen. Ein Flügelschlag, ein Wimpernzucken, einmal tief Luft holen und schon ist mein zerbrechliches Wesen gar nicht mehr so zerbrechlich. Immerhin schreiben wir das Jahr 2019, das Jahr, in dem Babyboy seinen ersten (!) Geburtstag feiert und ich das erste Jahr als Mama. Abgefahren. Surreal. Unglaublich. Unglaublich beängstigend. Unglaublich erfüllend. Unglaublich unglaublich.

Ich weiß nicht, was in den vielen vergangenen Wochen feuchter war – meine Augen vor Rührung, Verzweiflung und purer Liebe oder meine Brüste. Jawohl, auch die tropften unaufhörlich. Wie ein kleiner Springbrunnen kam ich mir teilweise vor. Folgen konnte man mir anhand der Milchspur, die ich hinter mir herzog. Hänsel, das wäre es gewesen, was du brauchtest… Ein Teil der Wahrheit, die man oft nicht bedenkt und die verheimlicht wird. Gelesen habe ich jedenfalls nicht sehr viel davon. Und dennoch wette ich, dass viele Mamas das Problem kennen. Waterboarding? Ein Witz. Milkboarding ist die neue Foltermethode, die sich Babyboy selbst auserkoren hat. Milch, sie war überall. Ob man wollte oder nicht. Auf dem Boden, auf dem Baby, im Baby, auf der Kleidung (auch in vorverdauter Form), in den Stilleinlagen, schlichtweg überall. Es ist nicht schön. Appetitlich vermutlich auch nicht – schon gar nicht für so manchen Leser hier, aber es gehört dazu und bringt einen zum Lachen. Manches Mal jedenfalls. Manchmal auch aus Verzweiflung, wenn ich bedenke, wie das Stillen anfing. Herrgottsblechle, was war das ein Kampf. Ich berichtete ja damals darüber. Und herrje, was bin ich froh, dass ich die Zähne zusammenbiss und es durchzog. Blöd nur, dass Babyboy nun die Zähne zusammenbeißt. Samt Nippel dazwischen. Versteht sich von selbst. Ohne wäre ja auch langweilig. Vor allem, wenn man eine Reaktion hervorrufen will und der Mama ganz tief und standhaft in die Augen schaut, während man den Mund langsam, ja, ganz langsam schließt bis Frau Mama einen Schmerzensschrei ausruft. Nur den. Auch, wenn es schwerfällt, nicht den Babyboy anzuschreien in dem Moment. Affekthandlungen eben. Oder eben auch nicht, denn da werden die Zähne auch wieder zusammengebissen, also meine, und der Schmerz heruntergeschluckt. Dass es wehtut versteht er natürlich noch nicht. Denke ich. Hoffe ich. Für ihn. Und für mich. Und dennoch bin ich stolz wie Oskar, dass seine weißen Zähne hervorblitzen und auch schon die oberen zaghaft zu erahnen sind.

Ein ganz neues Lächeln, ein kleiner neuer Mensch. Einer, der weiß, wie man die Mama zum Lachen und zur Verweziflung bringen kann. Der diesen einen Mundwinkel hochzieht als wisse er ganz genau, was wir da tun und uns still und heimlich durchschaut. Der erste Schnupfen und auch Sor waren bereits unsere Begleiter und ließen mich als schlechte Mama fühlen und den Babyboy unruhige Nächte haben. Die ersten Versuche des Krabbelns sind gerade in vollem Gange und Mister Raupe robbt sich fleißig von A nach B. Sein Gurgeln, Gackern und frohes Lachen erwärmt mir jedes Mal das Herz und macht es so schwer. So schwer und voll mit Liebe. Es gibt kein schöneres Geräusch und kein besserer Anblick als das Lächeln und Lachen meines Kindes. Bescheidener Tag an dem einem alles über den Kopf wächst und man sich fragt, ob es wirklich klug war, sich die Aufgabe einer Mama zustellen und man vielleicht eher bei Pflanzen hätte bleiben sollen, da man das vermutlich eher hinbekommt oder zumindest kein Leben, keine Zukufnt auf dem Gewissen hat? Ein Blinzeln vom Mäusemann und ich weiß sofort, das war alles, aber auch wirklich absolut alles wert und das Beste für das ich mich jemals entschied.

Und dann dieser Duft. Mmmh, nicht nach Baby, aber nach meinem Baby. Was könnte ich meinen kleinen Parmesan aufschnabulieren. Hinter den Öhrchen und die kleinen Stinkezehen. Zu köstlich, um nicht jede Sekunde am liebsten daran zu knabbern. Aber die Geruchswahrnehmung ändert sich vermutlich eh schlagartig. Zumindest, wenn ich den Blicken im Cafe die richtige Deutung zukommen lasse, wenn ich am Windelpo meines Sohnes rieche, um herauszufinden, ob er nur einen fatalen Pups hinterließ oder ein Erfolgserlebnis und großer Schatz in der Windel hinterlassen hat. Er ist einfach wunderbar. So oder so. Das wohl gechillteste Baby des ganzen Planeten. Das sagen auch alle anderen. Noch nie haben sie zuvor ein so entspanntes, zufriedenes und gechillteres Baby gesehen, wie meinen Mäusemann. Ha, doch etwas richtig gemacht in den letzten Monaten!

Das erste Sankt Martin, das erste Weihnachten und das erste Silvester haben wir als kleine wunderbare Familie hinter uns gelassen. Für uns war es wahrlich aufregender als für dich. Die vielen Lichter hast du ganz abgeklärt angeschaut und abgehakt. Ganz so als wäre das alles nix neues für dich – Pillepalle. Deine Mimik ist eh der Knaller. Skeptische Blicke, wohlwollendes Lächeln und die Augen voll vom Wissen der Welt, so scheint es jedenfalls. Dir kann doch keiner mehr etwas vormachen. Abgeklärt und vom Leben gezeichnet, so beschrieb dich einmal eine Freundin. Schon viel zu erwachsen bist du und doch noch sooo winzig. Ein Fliegengewicht und ein Brocken zugleich. Dass du für immer mein Baby sein wirst, versteht sich ja von selbst. Doch wo ist nur die Zeit hin. Könnt die bitte jemand anhalten? Ich muss mir dieses eine Schmunzeln von dir noch tiefer in mein Gedächtnis einprägen, damit es bloß niemals in Vergessenheit gerät. So viel Liebe. So viel Chaos. So viel Erschütterung. So viel Du. So viel perfekt.

 

 

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