MomLife: Stillen in der Öffentlichkeit – Von absoluter Toleranz & Liebe bis hin zu skurrilen Situationen & Ekel.

Seit der kleine Mann auf der Welt ist, stille ich in der Öffentlichkeit, bis heute. Am Anfang, das muss ich zugeben, hatte ich schon ziemlich Angst davor, wie es klappen würde. Dabei dachte ich weniger an die Blicke, die eventuell etwas von meiner Brust erhaschen könnten, sondern eher an die Blicke, die kämen, wenn der Babyboy maximal und eskalativ vor der Brust hängen und einfach nicht trinken würde. Gerade weil wir ja so blöde Startschwierigkeiten hatten, war die Sorge gigantisch. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich innerlich geschwitzt habe als es das erste Mal für länger als eine halbe Stunde raus ging und das dann auch noch ohne Herrn T., der sonst immer mein Fels in der Brandung war. Glücklicherweise war ich mit ganz wunderbaren Menschen zusammen in einem Brautmodengeschäft und auch dort war man so liebenswürdig, dass die kleinen Schwierigkeiten nur halb so wild waren. Alle waren total entspannt, fasziniert, voller Liebe für den Kleinen und das Stillen als solches, dass es  für einen Stillstart in der Öffentlichkeit eigentlich nicht hätte besser sein können.

Stillen in der Öffentlichkeit – Wir sind Profis.

Mittlerweile sind Babyboy und ich so etwas wie Profis und stillen unterwegs überall und in allen Positionen. Sei es im Zoo auf einer Bank, beim Spazieren gehen in der Trage, im Café bei Kaffee und Kuchen, auf der Messe unter einer Rolltreppe, im Zug, der Bahn oder dem Bus oder oder oder. Einen Vertrag damit, ob es jemanden stören könnte, habe ich nicht. Immerhin trage ich meine Brust nicht so offen, dass man meinen könnte, die Milchbar wäre für alle geöffnet und man bräuchte sich nur frei bedienen. Oftmals fällt es vermutlich überhaupt nicht auf, dass ich stille und wenn doch, tja, dann ist das eben so. Ich habe von Anfang an das Motto gelebt: Wer ein Problem mit dem Stillen hat, hat eher ein Problem mit sich als mit dieser Tätigkeit. Und wer darin auch nur etwas ansatzweises Sexuelles sieht, sollte sich dringend in Therapie begeben und sich mir und meinem Baby bloß nicht nähern. Seit über 13 Monaten stille ich nun und kann glücklicherweise sagen, dass mir noch nichts Negatives passiert ist. Sollte es komische Blicke gegeben haben, habe ich diese nicht wahrgenommen. Natürlich gibt es Blicke, doch waren die meisten entweder mit einem verständnisvollen und auch liebevollen Lächeln begleitet oder schlichtweg zur Kenntnis nehmend und das war es dann auch. Vor allem von älteren Herrschaften bekomme ich eher positives Feedback in Form von Gesten, Lächeln, aber auch hin und wieder Kommentaren. Sogar meine Mama hat eine ganz andere Meinung in den letzten Monaten zum Stillen bekommen. Sie stillte uns damals nur während der Krankenhauszeit und meinte dann, dass sie nicht mehr genug Milch gehabt hatte, weil sie ja direkt wieder den Haushalt und Co. gemacht habe – kurzum: meine Frau Mama war damals bis letztes Jahr (immerhin ist es bei meinem Bruder schon über 50 Jahre her) überhaupt nicht aufgeklärt gewesen, jedenfalls in dieser Hinsicht. Sie sagt heute immer, dass sie es so schade findet, dass sie keine richtige Beratung und Hilfe hatte, so wie ich heute. Sie würde heute auch alles ganz anders machen und sehr viel länger stillen. Wenn sie mit dem Bus und der Bahn unterwegs ist und eine stillende Mama sieht, ist sie auch jedes Mal hellauf begeistert. Solltet ihr also von einer Dame bestaunt oder angesprochen werden, könnte das meine Frau Mama sein und keine Sorge, sie meint es aus purer Liebe ^^.

Erstes Mal im Café gestillt – Babyboy 3 Wochen alt

Meine 5 Tipps, wie Stillen in der Öffentlichkeit leichter wird:

  • Lasst euch nicht stressen – Ich weiß, das klingt erst einmal nur wie eine blöde Floskel, aber dieser Tipp ist vermutlich der wertvollste. Denn habt ihr erst einmal damit abgeschlossen, dass es eventuelle Blicke geben könnte und pfeift ihr einfach auf die Meinung der Anderen, geht ihr ganz automatisch entspannter an die Sache heran und es klappt sofort einfacher. Achtet ihr mehr darauf, was irgendwer eventuell irgendwie denken könnte, verkrampft ihr, konzentriert euch nicht mehr auf euer Kind und das Stillen wird essig.
  • Stillkleidung / Blusen mit Knöpfen – Spezielle Stillkleidung hatte ich persönlich nie wirklich, habe aber von Freundinnen schon viel Gutes darüber gehört. Ich trage aber seit der Geburt des Babyboys immer Blusen mit Knöpfen, sodass ich nur zwei bis drei Knöpfe öffnen muss und der restliche Körper nicht zu sehen ist. Und denkt dran, dass so ein Babykopf ebenfalls einiges verdeckt ^^. Im Winter kann man dann auch noch die Umstandhosen mit dem hohen Bund tragen, sodass der Bauch ebenfalls bekleidet ist, wenn man beispielweise einen Pulli trägt und diesen dann zum Stillen hochschieben muss.
  • Nicht in Panik geraten – Ist eure Maus gerade von allem abgelenkt und schaut sich auch beim Stillen ständig um? Das kann dann schon einmal eine Fontäne an Milch bedeuten, die ungeniert den Tisch im Café bespränkelt. Vermutlich hat es niemand gesehen, also bleibt ruhig und macht kein Aufheben darum, denn dadurch würde es vermutlich erst auffallen und ihr habt das, was ihr so gar nicht wollt.
  • Ruhige Orte – Gerade am Anfang kann ich es verstehen, wenn man noch tierisch unsicher und ungeübt ist, dass man nicht mitten von hundert Fremden umgeben sein möchte. Sucht euch also im Café einen Randplatz, eine Parkbank, die etwas abgelegen ist oder benutzt ruhig auch mal eine Umkleidekabine. Macht eben das, was euch ein gutes Gefühl gibt und vertraut darauf, dass ihr das Richtige tut. Irgendwann seid ihr dann so sicher, dass ihr wie ein Vollprofi in der Öffentlichkeit stillt, mit zwei Handgriffen das Baby andocken lassen könnt und kein Mensch etwas mitbekommt ^^.
  • Übe vorher Zuhause – Ich wusste, dass der Tag kommen würde, an dem ich draußen in der Öffentlichkeit das erste Mal stillen sollte. Um eine gewisse (pseudo)Routine zu bekommen, habe ich vorher einige Male daheim geübt. Ich zog mir die Kleidung an, die ich auch draußen tragen würde und versuchte den Babyboy so geschickt und mit so wenig Handgriffen wie möglich und nötig anzulegen. Natürlich ist man draußen eventuell nervöser, aber es gab mir eine gewisse Sicherheit, das ganze mit Blusen, BH und Co. schon einmal trainiert zu haben.
Stillen in der Trage – Unterwegs goldwert. Übrigens hatte ich dummerweise nur einen Pulli an, den ich dann natürlich komplett hochziehen musste, durch die Trage und die Jacke sah man allerdings nichts.

Denkt nur an Euch und nie an die Anderen.

Du hast Probleme damit in der Öffentlichkeit zu stillen, weil Du Dich nicht traust? Dann mach Dir eines immer bewusst:

Muttermilch ist die natürlichste und beste Nahrung für dein Kind und du könntest weder dir noch ihm etwas besseres tun. Mit deinem ganz selbstverständlichen Stillen in der Öffentlichkeit hilfst du dabei, es auch wieder für andere Menschen selbstverständlich zu machen. Schon kleinen Kindern zu zeigen, wie Babys eigentlich ernährt werden, zu zeigen, dass Stillen etwas schönes und natürliches ist, ist eine wichtige Aufgabe. Nur so kann man nämlich bei der alten und der aktuellen Generation ein Umdenken anregen und die neue Generation von Anfang an darauf schulen. Denn Monkeys do, what Monkeys see, um es einmal ganz platt zu sagen. Und Stillen ist nichts, was man einfach so kann. Es ist etwas, das man erlernen muss. Man muss es sehen und man braucht (häufig) Unterstützung dabei. Wenn es aber hinter verschlossenen Türen geschieht, tabuisiert und teilweise gar als ekelerregend angesehen wird, geht etwas wunderbares und gesundes verloren. Keine industriell hergestellte Milch kann jemals so gesund sein, wie Muttermilch und diese kommt eben in ihrer eigenen ‘Verpackung’ daher – der Brust. Frauen geben oftmals viel zu schnell auf in Sachen Stillen, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Nur etwa 2% der Frauen sind biologisch gesehen nicht in der Lage zu stillen. Ständig höre und lese ich davon, dass Mama xy nicht stillen konnte, allerdings (und das schreibe ich ohne irgendwen persönlich angreifen zu wollen) wäre die Menschheit scho längst ausgestorben, könnten tatsächlich so viele nicht stillen, wie diejenigen, die dies sagen. Stillen erfordert viel Geduld, Durchhaltevermögen, manches Mal auch schmerzhaftes Zusammenreißen und auch ganz viel emotionalen Druck. Ich kann nachvollziehen, dass man schnell aufgeben möchte, aber vertraut mir, der Kampf lohnt sich – auf so vielen Ebenen.

Wenn ihr dennoch etwas ungestörter sein wollt, weil es EUCH entspannt, dann gibt es natürlich einige Möglichkeiten, wie beispielsweise Stillräume, Stillecken in Drogeriemärkten, Umkleidekabinen in Läden oder Bänke, die etwas außerhalb liegen. Versteckt euch aber bitte nicht, aus Angst ANDEREN unangenehm zu sein und tut euch und vor allem eure Baby den Gefallen und geht nicht auf eine Toilette zum Stillen. Die Hygienebedingungen, Geruchsbelästigungen und Co. sind einfach nicht optimal. Wenn ihr ein Stilltuch verwenden möchtet, ist das natürlich ebenfalls kein Problem, doch denkt daran, dass es bei der momentanen Hitze darunter noch heißer wird und dass die Kleinen den Augenkontakt gerade am Anfang benötigen. Der Babyboy hatte es nie akzeptiert und so ließ ich es nach den ersten Versuchen auch völlig weg.

Obwohl die Bluse hochgezogen ist – Man sieht nix

Skurille, schöne und doofe Erlebnisse beim Stillen in der Öffentlichkeit.

Vor einiger Zeit fragte ich bei Instagram nach den Erfahrungen meiner Leserinnen in Bezug auf das Stillen in der Öffentlichkeit. Glücklicherweise gab es beinahe nur positives Feedback von außen, sodass fast niemand eine negative Erfahrung zu schildern hatte, was mich natürlich unheimlich freut! Sie bekamen bzw. bekommen Lob von Außenstehenden, liebevolle Blicke oder halt einfach gar keine Reaktion, weil es so akzeptiert und tolleriert wird, dass es keinerlei Kommentar, Blick oder sonstige Reaktion bedarf. Nur ein paar Wenige mussten sich mit abschätzigenden Blicken auseinandersetzen, was wie ich finde, aber noch recht aushaltbar ist. Ich erinnere mich allerdings an teilweise skurrile und lustige Situationen, die mir geschildert wurden. Jetzt ist da aber ein Haken – ich finde die ganzen Kommentare nicht mehr #einmalmitprofisbitte. Ich könnte mir tierisch in den Pobbes beißen, weil ich es so gerne mit euch geteilt hätte und nun wie eine dumme Nuss dastehe. Deshalb hoffe ich einfach, dass sich der eine oder andere nochmals erwärmt und mir seine Story hier hinterlässt – egal, ob positiv oder negativ, lustig oder charmant, unheimlich oder doof. Wir alle lesen solche Geschichten doch gerne!

 

Was ist euch schon passiert?

 

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