Ich wollte schon absagen. Hatte ordentlich die Buchse voll und ein wenig Panik war auch dabei. Klappt das gut? Wie wird sich der Babyboy verhalten? Wie soll ich ihn sechs Stunden im Zug beschäftigen? Wie schaffe ich es alles in einen Rucksack zu bekommen (übrigens gar nicht ^^), ist die Arbeit danach zu viel für ihn und wird er die Rückreise am nächsten Tag durchhalten? Fragen über Fragen über Fragen. Ich stellte sie mir Wochen lang und dachte noch am Morgen der Abreise ans Aufgeben. Worum es geht? Ich war nach Berlin eingeladen worden und sollte somit den ersten Kurztrip allein mit dem Babyboy bewerkstelligen. Ein Abenteuer für uns beide. Ein Abenteuer, das mich stärker und uns enger aneinander geschweißt hat. Ein Abenteuer, das so wunderbar verlief und das unbedingt wiederholt werden muss.
Dank Kopfkino mehr Sorgen als nötig.
Natürlich war ich vorher schon mit dem kleinen Mann im Urlaub, aber jedes Mal war der Papa mit dabei und die Fahrt war zum einen mit dem Auto und nicht mit dem Zug und zum anderen war die Anreise immer um einiges kürzer. Ich wusste von Pressereisen und Co., was ich für ein Traumkind habe und wie locker flockig er alles wegsteckt und vor allem, welche Freude er dabei empfindet. Nichtsdestotrotz steht man sich selbst ja sehr häufig im Weg und macht sich dank Kopfkino mehr Panik und Sorgen als es überhaupt jemals bedurft hätte – danke Gehirn.
Der Babyboy ist das perfekte Reisekind.
Man könnte ja jetzt sagen, ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen und vielleicht hatte es einen Grund, dass ich absagen wollte. Allerdings kenne ich mich so gut, um zu wissen, auf mein Bauchgefühl ist in dieser Hinsicht kein Verlass, denn ich bin der absolute Schisser nonplusultra und habe vor jeder neuen Aufgabe und Herausforderung zumeist so viel Angst, dass ich am liebsten immer absagen wollen würde. Deshalb beruhigte ich mich, packte die restlichen Sachen zusammen, machte alle Snacks fertig – außer die Äpfel, die wurden natürlich vergessen #Anfängerfehler – und begab mich mit dem kleinen Mann ins Ungewisse. Wir hatten Glück, dass eine Bimmelbahn von unserem HBF direkt nach Berlin fuhr, wenn es auch weitaus länger gedauert hat, als mit dem ICE. Weiteres Glück hatten wir, dass wir die gesamte Fahrt über ein abgeschlossenes Kleinkindabteil ganz für uns allein hatten – purer Luxus und absolute Entspannung! Und ich hatte pures Glück, dass der Babyboy so viel Spaß am Zugfahren hatte, dass er nicht einmal meckerte, obwohl wir beinahe sechs Stunden fuhren! Wahnsinn dieser kleine Mann, Wahnsinn!
Meine Tipps für eine Zugreise mit Kleinkind.
Nichtsdestotrotz gab es bei uns ein paar Dinge zu beachten. Mit Kleinigkeiten, die aber dann am Ende doch ausschlaggebend waren, kann man solche eine Strecke und Reise um einiges lockerer nehmen und entspannter angehen. Hier kommen nun meine Tipps für eine lange Zugfahrt mit Kind:
- So wenig Gepäck wie möglich: Ich weiß, das klingt nach einem Witz, aber es hilft, hart zu kalkulieren. Ich habe lange überlegt, was wir wirklich brauchen. Sonst bin ich nämlich eher der Vertreter von mehr ist mehr. Die Windeln wurden abgezählt, Ersatzkleidung gab es nur für den Babyboy, aber nicht für mich (außer Unterwäsche und wir waren ja nur eine Nacht unterwegs). Was benötigt man an Kosmetik und Co. und was nimmt vielleicht einfach unnötigen Platz weg.
- Buggy und/oder Trage statt Kinderwagen: Je nachdem, ob es euch möglich ist, greift gerade bei Zugfahrten eher auf kleine Buggys, die sich entweder schnell und mit einer Hand zusammenklappen und verstauen lassen oder benutzt nur eine Trage. Die Züge und Gänge sind eng und generell ist Platz Mangelware. Wir benutzten unseren Minu, der mir wirklich den Hintern rettete. In der Bimmelbahn konnte ich ihn hervorragend zusammenklappen und in eine Ecke stellen, am Berliner HBF einhändig aufklappen, während der Babyboy auf meinem Arm war und durch seine Wendigkeit schnell durch die Menschenmenge manövrieren. Das war Gold wert, denn als wir ankamen, wurden die vielen Menschen dem kleinen Mann zu viel und er begann zu weinen und wollte auf meinen Arm. Da war ich nun mit Kinderrucksack, Tasche, einem großen Rucksack, dem Babyboy auf dem Arm und dem Kinderwagen – herrlich. Nicht.
- Kleine Bücher und Spiele: Nehmt unbedingt Beschäftigungsmaterial mit. Dieses sollte allerdings nicht zu viel Platz sowohl im Gepäck als auch am Tisch wegnehmen und nach Möglichkeit nicht zu kleinteilig sein, da ihr sonst ständig auf dem Boden herum robben dürft, um Puzzleteile und Co. wieder aufzusammeln. Auf dem Hinweg hatte ich zwei große Bücher mit, was ich so nicht mehr tun würde. Man kann sie nicht so angenehm in einem Abteil lesen und auch für den Buggy zur Ablenkung waren sie zu groß. Auf dem Rückweg suchte sich mein kleiner Mann dann ein kleines Berlinerbuch aus, was weitaus handlicher war und beschäftigte sich schon am HBF die ganze Zeit damit.
- Prinzipien über Bord und her mit dem Handy: Eigentlich ist das Handy ein absolutes NoGo bei uns und wird vom Babyboy nicht angefasst. Doch bei sechs Stunden Bahnfahren, darf auch mal seine Lieblingsserie auf dem Handy geschaut werden. Mit einem kleinen Ständer konnte ich es weit weg auf den Tisch stellen und das Kind war für eine Zeit lang ruhig und beschäftigt.
- Snacks: Bei einer langen Fahrt müssen die gewohnten Mahlzeiten ja dennoch eingehalten werden. Aber auch zum Beschäftigen ist Essen nie verkehrt. Ein hungriges Kind ist eben ein nörgelndes Kind. Ich nahm dafür sowohl gesunde Snacks wie Äpfel (die vergessen worden sind ^^), gekochte Möhren, Tomaten und Gurke mit – super zum snacken. Aber auch kalte Nudeln und Gemüsefrikkos fanden den Weg in unseren Bauch. Was natürlich super ist, wenn man noch besondere dinge mitnimmt, wie Stütchen oder ähnliches. Das hält bei Laune und gibt den Kleinen noch einmal mehr das Gefühl von Abenteuer.
- Rucksack statt Koffer: Je nachdem, wie lange ihr fort seid und wie viel Gepäck ihr am Ende habt, empfehle ich immer eher einen Rucksack stat einen Koffer zu nehmen. Den Rucksack schnallt ihr euch auf den Rücken und habt die Hände frei, während die Koffer geschoben und getragen werden wollen. Mit Kind, Kinderwagen und Co. eine eher unsexy Situation.
- Wechselkleidung – Es soll gemütlich sein: Für die Fahrt habe ich extra noch gemütliche Sachen für den kleinen Mann eingepackt. Eine kuschelig warme Hose und dicke Socken haben Wunder gewirkt, denn den ganzen Tag in engen Hosen und Schuhen zu verbringen macht es einfach doch etwas unerträglicher als wenn man sich ordentlich fläzen kann.
- Kleinkindabteil: Nie mehr in einem anderen! Meistens hat man Glück und ist alleine. Und selbst wenn nicht, hat man im besten Falle eine Familie mit Kindern im ähnlichen Alter, sodass die Kids beschäftigt sind. Außerdem schaut einen keiner schief an, wenn es mal lauter und wilder wird. Übrigens bekommt man in den ICE Kinderfahrkarten vom Schaffner, mit denen man sich Geschenke im Bistro abholen kann – top!
Es sind nur Kleinigkeiten, aber es verbessert eure Reise, vertraut mir! Wenn man alles vorher gut plant und organisiert, kann so eine Zugreise mit Kleinkind ein Traum werden! Wir werden in Zukunft auf jeden Fall wieder mit dem Zug verreisen. Dass ich so gerne mit dem Kleinen unterwegs sein würde, hätte ich vorher nicht gedacht <3.