Ein halbes Jahr jetzt. Puh. Wo sind die sechs Monate bitte geblieben? Der Tag an dem ich aus dem Krankenhaus kam und mit dem Kleinsten auf den Großen wartete, scheint aus einem anderen Leben gewesen zu sein. All die Ängste, Raufereien mit dem Großen, Sorgen, emotionaler Stress und was sonst noch dazu kam, einfach weg. In einem dichten Nebel der Vergessenheit. Ich bin so viel entspannter. Der kleine Muck kann nicht mehr so schnell kaputt ,also darf der Große auch wilder mit ihm sein. Ich bin entspannter und schimpfe weniger. Dadurch wird der Große entspannter, weil er nicht ständig nein, hör auf, geh weg hört. In einem sehr emotionalen Beitrag über die erste Zeit, erzhle ich über meine Gefühle den Kids gegenüber und wie die neue Situation ablief als die Liebe zum Neugeborenen, die Liebe zum Großen überschattete. Eifersucht äußert sich mittlerweile nur wenig und ich glaube auchdavor, war es weniger Eifersucht, die zu Reibereien führte, sondern eher Unsicherheit und Wut & Trauer, aufgrund meines unfairen Verhaltens. Dazu aber später mehr.
Schon in der Schwangerschaft machte ich mir verschiedene Gedanken dazu, wie es wohl sein wird, zwei Kinder zu haben. Welche Wünsche ich an mich selbst und die Beziehung der Jungs hegte. Welche Sorgen ich mir machte. Dazu könnt ihr ebenfalls nochmal genauer alles nachlesen, in meinem Beitrag über Geschwisterliebe. Wie schon oben gesagt, war ich am Anfang der Knackpunkt der ganzen Beziehung. Ich bewundere alle Mehrfachmapas, die es schaffen, total gelassen mit der Situation umzugehen und die großen Kinder lockigflockig miteinzubeziehen ohne alle zwei Sekunden in Panik vor Verletzungen zu geraten. Der Große war von Anfang an sehr fürsorglich und liebevoll, aber eben auch ziemlich wild und stürmisch in seiner Liebe. Überraschung, er ist eben noch ein Kleinkind. Er hat also alles richtig gemacht und ich habe wirklich versucht, viel zu loben und ihn einzubeziehen. Doch mir gelang es zu Beginn nicht so gut, wie ich dachte, es würde mir gelingen. Oft wurde er ausgeschimpft, einfach auch, weil mein Geduldsfaden sooo unfassbar dünn war und ständig riss. Dass das nicht gerade von Vorteil ist und mögliche Eifersucht nur noch schürrt oder gar erst entstehen lässt, ist mir im rationalen Sinne klar. Doch Rationalität, Hormone, Stress und Co. sind keine Kombination, die es so (bei mir) gibt. Ich war also geladen mit Gefühlen jeglicher Art, die ich zwangsläufig auf beide Kids übertrug.
Ich erinnere mich noch als der kleine Muck noch winzig war und wir viel mit dem Auto unterwegs waren, wie der Mäusemann ihm ALLES erklärte. Ihm zeigte, was er sah und dazu beschrieb, was das alles war und was es bedeutete. Und auch heute redet er ganz ganz viel mit ihm, erklärt ihm, was wir tun, wohin wir gehen, was er gerade hört und warum er etwas nicht darf. Er erzählt ihm, wie stolz er auf ihn ist, wenn er sich selbst dreht oder Mamammama sagt. Er möchte sich trösten lassen, wenn er hingefallen ist und meckert sich bei ihm über uns Großen aus, wenn wir unfair waren. Er bezieht ihn so wundervoll aktiv in sein Leben ein, dass ich jedes Mal schmelze vor Stolz und Liebe für diese zwei kleinen Jungs. Manchmal, wenn er dann aber doch grob werden möchte, frage ich ihn, ob er es doof findet, dass der kleine Muck da ist und ob er lieber keinen Bruder hätte. Dann schaut er mich völlig schockiert an und sagt: Mama, nein! Er gehört zu unserer Familie. Ich hab ihn so so lieb!
Mittlerweile, also sechs Monate später, wird es schon besser. Also, mit mir ^^. Ich bin nicht mehr so hysterisch, weshalb der Große ebenfalls entspannter ist und sich darüber freut, dass er mit dem kleinen Muck auch schon viel mehr machen kann. Er kann ihn alleine kuscheln, mit ihm Spökes machen und feiert es total, wenn der Kleine sich dabei kugelig lacht. Er erklärt ihm, dass es ihm wehtut, wenn er ihm an den Haaren zieht und erklärt den Omas, dass sie vorsichtig mit ihm sein sollen, da er ja wie ein rohes Ei ist, das noch leicht zerbrechen kann. Aber schon jetzt gibt es kleinere Schimpfereien vom Großen, wenn der Kleinste seine Kunstwerke beispielsweise packen will oder sein Spielzeug in den Mund nimmt. Das findet der Babyboy oftmals alles andere als cool und ermahnt ihn. Allerdings bietet er ihm auch so bezaubernd Alternativen an. Bringt ihm beispielsweise ein anderes Spielzeug von ihm, bei dem es ihn nicht stört, wenn es angelutscht wird. Er erklärt ihm auch, warum er etwas nicht möchte oder dass es noch zu gefährlich ist, weil er so klein ist. Manchmal ist es wirklich wie im Bilderbuch und trieft nur so vor Hamronie #sorrynotsorry.
Ich muss schon sagen, der kleine Muck hätte sich keinen besseren Bruder wünschen können und auch der Babyboy hat einen ziemlich coolen kleinen Bruder. Ich freue mich schon so so sehr, wenn ich beide Hand in Hand laufen sehe. Es wird so ein großes Abenteuer, diese zwei kleinen Jungs gemeinsam aufwachsen und auch an sich selbst wachsen zu sehen. Zu sehen, wie sie voneinander lernen. Wie sie streiten. Und sich wieder vertragen. Wie sie kleine Geheimnisse austauschen. Quatsch machen. Die Welt entdecken. Immer in dem Wissen, dass da jemand ist, der zu einem gehört und zu einem hält. Geschwisterliebe. Chaotisch. Turbulent. So wundervoll echt.